DNN/LVZ, 01.09.2007
Der Abgang des Sparkassenchefs
Peter Krakow will weitere Belastung von Institut fernhalten / Bafin ermittelt
Leipzig. Seinen Abschied hatte sich Peter Krakow anders vorgestellt. Keine Party, kein Schampus, keine Blumen gab es gestern an seinem letzten Arbeitstag als Chef der Leipziger Sparkasse. Zu schwer wiegen die Vorwürfe gegen ihn, als dass der Verwaltungsrat der Sparkasse die von Krakow ursprünglich geplante Abschiedsfeier gutheißen konnte. Auch die üblichen Grußworte blieben gänzlich weg. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), war gestern wegen wichtiger Termine, wie es hieß, in dieser Sache nicht zu sprechen. Krakow selbst sagte, dass er mit dem Verzicht auf eine Feier jede weitere Belastung von der Sparkasse fernhalten wolle, „da leider auch in diesem Zusammenhang mit einer negativen Berichterstattung gerechnet werden musste“.
Fast 17 Jahre hat der heute 64-Jährige an der Spitze der Leipziger Sparkasse, eines der größten kommunalen ostdeutschen Geldinstitute, gestanden. Dass sein vorzeitiger Abschied – ursprünglich wollte er erst Ende des Jahres gehen – so ein stiller wird, hat der Banker sich selbst zuzuschreiben.
Seit geraumer Zeit ermittelt die Aufsichtsbehörde Bafin wegen dubioser Kreditgeschäfte gegen ihn. Und auch die Staatsanwaltschaft ist wieder aktiv. Ausgangspunkt sind Untersuchungsergebnisse der Wirtschaftsprüfer Deloitte & Touche. Über Jahre hinweg, so weisen die Prüfer nach, soll Krakow Freunde und Geschäftspartner bei Kreditgeschäften vorschriftswidrig bevorzugt haben. Unter anderem wird Krakow und dem gekündigten Sparkassenmanager Thomas Demmer vorgeworfen, Mittel bei der Kreditvergabe im Fall der Dorana GmbH zweckentfremdet zu haben. Ohne Verwendungsnachweise sollen zwei Millionen Euro auf einem Privatkonto gelandet sein – mit Zustimmung Demmers und Krakows. Auch soll der Institutschef die Verlegung einer Sparkassen-Filiale in ein Objekt seines Freundes Oliver Hirt veranlasst haben – obwohl dies zuvor vom Vorstand abgelehnt worden war. Im Blickfeld der Ermittler ist auch der Bau der Medienstiftung.
Die Liste der Vorwürfe ist lang. Die Bafin selbst ließ in einem Schreiben Anfang des Jahres unmissverständlich mitteilen, dass der Fortbestand des Geldinstituts in Frage gestellt sei. Von Bankenuntreue und Unterschlagung war die Rede. Ende März entschied der Verwaltungsrat, dass Krakow bereits im September seinen Hut nehmen soll – in der Hoffnung, das Geldhaus wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Das ganze Ausmaß der Sparkassenaffäre ist noch unklar. Die Ermittlungsergebnisse von Bafin und Staatsanwaltschaft sollen Licht ins Dunkel bringen, was auch im Interesse von Krakows Nachfolger Harald Langenfeld liegt. Andreas Dunte