Sächsische Zeitung, 15.09.2007
Finanzkrise breitet sich aus
Die Hypothekenkrise zwingt zwei Banken in die Knie. Ein Ex-Vorstand der Landesbank Sachsen wies schon vor Jahren auf die Gefahr in Dublin hin.
Leipzig/München/London. Das hohe Risiko der Kapitalmarkt-Geschäfte der Landesbank Sachsen (Sachsen-LB) sind der Staatsregierung bereits seit sechs Jahren bekannt.
Die Nachrichtenagentur DDP zitierte am Freitag aus einer Vorlage für eine Verwaltungsratssitzung im September 2001, derzufolge das damalige Vorstandsmitglied Eckhard Laible dringend vom Ausbau der Banktochter in Dublin abriet. Deren Geschäfte seien sehr schwankungsanfällig und widersprächen der Satzung der Landesbank, schreibt DDP unter Berufung auf die Verwaltungsrats-Vorlage. Laible habe stattdessen mehr Kreditgeschäfte im sächsischen Mittelstand machen wollen; dafür sei jedoch eine Erhöhung des Eigenkapitals notwendig gewesen.
Englische Notenbank greift ein
Laible gelang es nicht, sich im Verwaltungsrat mit seiner Meinung durchzusetzen. Er schied im Streit aus der Bank aus; vor allem mit dem damaligen Sachsen-LB-Chef Michael Weiss hatte er sich überworfen. Nach Laibles Abgang forcierte Weiss das Kapitalmarkt-Geschäft in Dublin deutlich. Weiss musste allerdings im Februar 2005 nach diversen Affären selbst seinen Posten räumen. Laible wurde Chef der Landesentwicklungs-Gesellschaft Baden-Württemberg, der heutigen LBBW-Immobilien GmbH. Das ist eine Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, die Ende August die Sachsen-LB in einem Notverkauf übernommen hatte. 2005 hatten zudem Wirtschaftsprüfer der KPMG festgestellt, dass die Dublin-Strategie der Sachsen-LB einen Haken hatte: Sie setze „voraus, dass es grundsätzlich nie zu Marktstörungen kommt.“
Genau diese sind jedoch eingetreten und halten weiter an. Am Freitag schockierte der Baufinanzierungsdienstleister Interhyp die von den Turbulenzen um die US-Immobilienkrise verunsicherten Anleger mit einer Gewinnwarnung. Die Interhyp-Aktien brachen um zeitweise mehr als ein Drittel ein.
Am Finanzplatz London erwischte es den fünftgrößten Baufinanzierer Northern Rock. Er erhielt einen Notkredit der englischen Notenbank. Die Anleger reagierten darauf mit panikartigen Verkäufen. Die Aktien des Hypothekenanbieters, der ebenfalls vor einem Gewinneinbruch warnte, verloren um fast 25 Prozent. Zur Höhe des Notkredits wurden keine Angaben gemacht. (ddp/dpa/SZ/uwo)