Karl Nolle, MdL

Agenturen, dpa/sn, 18:23 Uhr, 07.11.2007

Sachsens Wirtschaft: Bahnstreik beschädigt Wettbewerbsposition

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) appellierte an Bahn und Lokführergewerkschaft, so schnell wie möglich einen Kompromiss in der Tarifauseinandersetzung zu finden.
 
Dresden (dpa/sn) - Sachsens Unternehmen sehen durch den angekündigten 42-stündigen Streik der Lokführer im Güterverkehr der Bahn ihre Wettbewerbsposition beschädigt. «Ich warne davor, den Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Gewerkschaft der Lokführer auf dem Rücken der Wirtschaft auszutragen», teilte der Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, Bodo Finger, am Mittwoch mit. Die Wirtschaft vertraue auf eine funktionierende Logistik und stehe bei ihren Kunden auf der ganzen Welt in der Pflicht. Sie dürfe nicht Leidtragende der Auseinandersetzungen sein. Der Streik soll an diesem Donnerstagmittag beginnen.

In der chemischen Industrie und der Automobilindustrie wurden Vorkehrungen für den Streikfall getroffen. Sofern logistisch und verfahrenstechnisch möglich, seien von Chemieunternehmen Transporte über die Straße oder Kapazitäten bei anderen Schienenunternehmen geordert worden, sagte der Hauptgeschäftsführer Nordostchemie, Paul Kriegelsteiner, in einem dpa-Gespräch.

Auch bei VW in Zwickau haben die Logistiker nach den Angaben eines Sprechers Vorbereitungen für die Verlagerung von Transporten auf die Straße getroffen. Sollte der Lokführerstreik tagelang anhalten, könne nicht mehr produziert werden, und es drohe Kurzarbeit. Porsche Leipzig fertigt pro Tag 180 Fahrzeuge vom Typ Cayenne und ist auf die Lieferung von Karosserien aus dem tschechischen VW-Werk angewiesen, die per Bahn transportiert werden. Schon nach einem Tag könnte die Produktion zum Erliegen kommen, sagte ein Sprecher.

Die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe befürchten vor allem Auswirkungen auf den Güterverkehr im Hafen Riesa. Von dort verkehren fünfmal wöchentlich Containerzüge im «Albatros-Express» zu den Häfen Hamburg und Bremerhaven, sagte Marketingleiterin Diana Lang. Bei Ausfällen seien Firmen in einem Einzugsgebiet von Leipzig bis nach Cottbus, Chemnitz und Zittau betroffen. Sollte der Streikverlauf rechtzeitig bekanntwerden, könne reagiert werden. «Dann werden Container gleich zum Weitertransport auf Lkw umgeladen», sagte sie.

Die Spediteure erwarten ein gutes Geschäft. «Wir werden viel wegschaffen, was die Bahn liegenlässt», sagte der Sprecher des Verkehrsgewerbeverbandes, Michael Lohse. Mit Blick auf die Lokführer sagte er: «Die Kollegen müssen sich darauf einstellen, dass das, was einmal auf die Straße verlagert wird, nur schwer auf die Schiene zurückkommt.»

«Wir haben in Sachsen nicht nur die großen Autowerke von VW, Porsche und BMW, sondern Hunderte von Zulieferbetrieben, die auf eine funktionierende Logistik angewiesen sind», sagte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) der «Thüringer Allgemeinen» (Donnerstag). Schon kurze Streiks im Güterverkehr könnten erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten und den Aufschwung bremsen. «Ich appelliere daher an beide Seiten, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und den Tarifkonflikt nicht auf Kosten der Allgemeinheit auszutragen.»

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) appellierte an Bahn und Lokführergewerkschaft, so schnell wie möglich einen Kompromiss in der Tarifauseinandersetzung zu finden. Zugleich äußerte er ausdrücklich Verständnis für den angekündigten Streik im Güterverkehr in den kommenden Tagen. «Das Streikrecht ist ein verbrieftes Grundrecht», sagte Jurk. Sinn eines Streiks sei es, eine erhebliche Wirkung zu erzielen. «Weil der Streik Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird, sollten die Verhandlungspartner so schnell wie möglich an einen Tisch zurückkehren.»

dpa gk/gj/nl st yysn z2 sam
071823 Nov 07

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