Sächsische Zeitung, 13.11.2007
Betretenes Schweigen in CDU nach Rößler-Attacke
Partei will schwelenden Ost-West-Konflikt nicht offen austragen.
Dresden. Lieber nichts sagen, lieber schweigen. Mit Verärgerung, Verwunderung, aber wohl auch stiller Zustimmung ist die Forderung von Ex-Wissenschaftsminister Matthias Rößler (CDU) gestern in der Union aufgenommen worden, Sachsen solle von einem Sachsen regiert werden (die SZ berichtete gestern). Spitzenposten müssten mit Personen „aus der Mitte der Sachsen“ besetzt werden. Doch öffentlich dazu Stellung nehmen wollte kaum ein Unionsgrande.
So blieb die Attacke des CDU-Landtagsabgeordneten auf Regierungschef Georg Milbradt (CDU) und die Westdeutschen in seinem Regierungsteam gestern nahezu unwidersprochen. Man wolle vermeiden, dass dieses Thema öffentlich ausgetragen werde, hieß es – und ärgerte sich ansonsten lieber hinter geschlossenen Türen.
Nur Fritz Hähle, Chef der CDU-Landtagsfraktion ließ sich herauslocken. „Wer seit vielen Jahren hier lebt und sich in dieser Zeit für Sachsen eingesetzt hat, ist ein Sachse“, teilte er knapp mit. „Ende der Diskussion“, fügte er hinzu.
Gewohnt schnell fand dafür Grünen-Fraktionschefin Antje Hermenau ein paar Worte. Die „landsmannschaftliche Abstammung“ sei bei der Auswahl eines Ministerpräsidenten „nachrangig“. Die in der Verfassung niedergelegten Anforderungen sowie die Fähigkeit zu Kommunikation und Kooperation seien wichtig. Dann dürfe es „natürlich auch ein Sachse sein“, meinte Hermenau großzügig.
Von Annette Binninger