DNN/LVZ, 17.12.2007
Sparkasse kämpft mit Erblast
Kreditausfälle, Umstrukturierung und ein schwieriger Markt belasten das Leipziger Geldinstitut
Leipzig. In der heutigen Verwaltungsratssitzung hat Leipzigs Sparkassenchef Harald Langenfeld keine frohe Botschaft zu verkünden. Dem Institut – immerhin die zweitgrößte Sparkasse im Osten – droht nach einem Gewinn von 21 Millionen Euro im Vorjahr für 2007 ein Verlust im einstelligen Millionenbereich. Nach Informationen dieser Zeitung macht die Bank ein Minus von sieben bis neun Millionen Euro.
Nach Sichtung der Bücher hatte Langenfeld vor kurzem bereits tiefe Einschnitte unter anderem für das Filialnetz angekündigt. So sollen zwei Geschäftsstellen geschlossen und 14 Filialen in Selbstbedienungs-Standorte umgewandelt werden. Auch Arbeitsplätze – hier sind 250 Stellen im Gespräch – sollen wegfallen.
Gründe für den Verlust sind nach Informationen dieser Zeitung neben faulen Krediten auch geringe Zinsmargen, ein schwieriger Markt sowie Kosten für die Neuausrichtung der Sparkasse.
In einem Bericht der Nachrichtenagentur ddp werden vorwiegend fragwürdige Geschäfte unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Peter Krakow für den Verlust verantwortlich gemacht. Dieser soll einem befreundeten Leipziger Bauunternehmer zu umstrittenen Krediten verholfen haben. Auch hätte Krakow gegen die geltende Kreditrisikostrategie der Sparkasse die Gewährung von Krediten in Millionenhöhe für private Zwecke veranlasst. Die Geschäftspraktiken der Sparkasse Leipzig beschäftigen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
„Alle Vorwürfe und Kritikpunkte sind nicht neu“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), gestern dieser Zeitung. Der Verwaltungsrat und der Vorstand des Kreditinstituts würden vertrauensvoll mit der Bafin zusammenarbeiten. Das war nicht immer so. Unter Krakow, der seinen Posten im Sommer dieses Jahres vorzeitig räumen musste, hatte die Bankenaufsicht mehrfach die verspätete und ungenügende Beantwortung ihrer Fragen kritisiert.
Nach Aussagen Jungs hat die Staatsanwaltschaft in der Mehrzahl die Vorermittlungen wegen angeblicher Zweckentfremdungen gegen Krakow „mangels Tatbestand“ zwischenzeitlich eingestellt. Allerdings hatte die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen erst Mitte des Jahres die Einstellung von Verfahren gegen Krakow teilweise wieder aufgehoben, weil noch Klärungsbedarf wegen des Vorwurfs der Bankenuntreue bestehe.
Im Visier der Bafin-Ermittler ist auch der Sparkassenmanager Thomas Demmer. Mit seiner und Krakows Zustimmung sollen im Fall der Firma Dorana mehrere Millionen Euro ohne Verwendungsnachweise auf dem Privatkonto des Dorana-Geschäftsführers gelandet sein. Die Sparkasse habe sich nach Aussagen einer Sprecherin mit Wirkung zum 31. Dezember dieses Jahres von Demmer getrennt.
Nach einem von dem Bankmanager angestrengten Arbeitsgerichtsprozess hätten sich beide Seite „vereinbart“. Demmer, der zugleich Aufsichtsratsmitglied bei dem städtischen Unternehmen Saatzucht Plaußig Grundstücksgesellschaft mbH ist, sei von der Wahrnehmung dieses Aufsichtsratsmandates entbunden, teilte Leipzigs Bürgermeister Uwe Albrecht (CDU) auf Anfrage dieser Zeitung mit.
von Andreas Dunte