Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 07.02.2008

Alles Asche: Sachsens Politik ging in die Bütt

 
CHEMNITZ-Die Aschermittwochs-Reden sind auch in Sachsen angekommen! In Chemnitz haute am Abend die Linke mit Fraktions-Chef Andre Hahn auf die Koalition ein. In Planen warf sich FDP-Chef Holger Zastrow, in Bautzen Finanzminister Tillich (CDU) in die Bütt.

Die sensationellste Anrede ans Parteivolk hatte Andre Hahn: „Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Närrinnen und Narren, liebe Genossinnen und Genossen!" Raunen und Gelächter ging durch „Karls Brauhaus". Dann erzählte Hahn, wie er zumersten Abgeordneten der PDS in einem westdeutschen Landtag wurde - „ausgerechnet in Bayern!". Im Sachsenring-Ausschuss musste er dort 2003 einen Zeugen vernehmen. Vorteil: „Die Bayern sind nun nicht mehr gänzlich unvorbereitet, wenn im Herbst", nach den Landtagswahlen dort, „weitere dunkelrote Abgeordnete folgen."

Natürlich gab es eine Abrechnung mit der hiesigen Koalition: Auf Georg Milbradt ließ er anstoßen, damit er bald in Rente geht. Für die SPD gab es nur wenige Sätze: „Mehr verdienen die auch nicht." Karl Nolle sei immerhin der Beweis dafür, dass es die SPD in Sachsen überhaupt noch gebe.

Bierselige Stimmung zur gleichen Zeit in der Mehrzweckhalle in Bautzen bei der CDU. Dort stieg Finanzminister Stanislaw Tillich in die Bütt. Er klärte seine Parteifreunde über die SLB-Pleite auf, versicherte, dass er ein „schweres Erbe angetreten" habe. Lockerer wurde er, als er Sozialministerin Helma Orosz (CDU) „viel Glück und Erfolg bei der Wahl zur neuen Oberbürgermeisterin in Dresden" wünschte. Bei Tillich bekam vor allem die Linke, speziell Andre Hahn, aber auch die FDP ihr Fett weg.

Neben FDP-Bundesgeneral Dirk Niebel versuchte sich Landes-Chef Holger Zastrow vor 350 Gästen in der Festhalle Plauen. Eher trocken blickte er auf die Kreisreform zurück: „Die Kreistagswahlen am B. Juni in Sachsen müssen zu einer Denkzettelwahl für die große Koalition werden. Ein Denkzettel für eine verkorkste Verwaltungsreform, für ein beispielloses Landesbank-Desaster und für die unerträgliche Dauerkrise in der großen Koalition." Der CDU machte Zastrow erneut Avancen: „Die FDP in Sachsen kann und will nur mit der CDU eine tragfähige Regierung bilden."
Von Jens Jungmann

Karl Nolle im Webseitentest
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