Dresdner Morgenpost, 12.03.2008
SLB Desaster- ein Fall für den Staatsanwalt
DRESDEN - Vier Monate lang hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG im Auftrag des Finanzministeriums den Werdegang der Katastrophe bei der Sachsen LB unter die Lupe genommen. Gestern stellte Finanzminister Stanislaw Tillich das Gutachten vor.
„Ja, es wurden Versäumnisse festgestellt", so der Minister. „Der Bericht lässt keinen Zweifel daran, dass es in der Sachsen LB zu folgenschweren Fehleinschätzungen gekommen ist.“ Gründe dafür lagen in unprofessionellem Risikomanagement, mangelnder Transparenz, Informationsverlust bei Führungswechseln, dem Nichterkennen von Gefahren und dem Umfang der Geschäfte. Der Minister hält es jetzt dringend geboten, die auf Fehlverhalten hinweisenden Aussagen des Gutachtens gerichtlich klären zu lassen. Tillich: „Dazu wird der Bericht komplett der Staatsanwaltschaft Leipzig übergeben."
Ob im Ergebnis Köpfe rollen werden, dazu wollte er sich nicht äußern. „Weder Ernst & Young noch wir können derzeit die Schuldfrage beantworten", so der Minister. „Man kann noch nicht einmal sagen, ob das Missmanagement aus Unkenntnis oder fahrlässig herbeigeführt wurde." Die Verantwortung lag in jedem Fall bei den Vorständen.
Auch wenn sich Sachsens. Regierung von der politischen Verantwortung für die Krise der Landesbank freispricht - von Erleichterung nach Vorlage des Gutachtens kann keine Rede sein. „Weil wir mit einem Ergebnis konfrontiert wurden, über das man sich nur wundern kann", gestand Tillich. In den nächsten zwei Monaten soll die Schuldfrage geklärt sein. (Rie)