Neue Presse (Hannover), vom 17.03.2008, 23.03.2008
SPD trauert um Peter von Oertzen
Der frühere SPD-Politiker und niedersächsische Kultusminister Peter von Oertzen ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 83 Jahren in Hannover. Das sagte ein Schwiegersohn des Ex-Politikers am Montag.
Der reformorientierte Politologieprofessor, der sich vor allem als Theoretiker des „demokratischen Sozialismus“ begriff, galt als einer der markantesten Köpfe des linken Flügels in der SPD. Von 1970 bis 1974 war er Kultusminister im Kabinett des niedersächsischen Ministerpräsidenten Alfred Kubel (SPD).
Von Oertzen galt als Bildungsreformer. So gab er 1971 den Startschuss für die Orientierungsstufen in Niedersachsen, die erst von der CDU/FDP-Landesregierung unter Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) endgültig abgeschafft wurden.
Von Oertzen war lange Jahre niedersächsischer Landtagsabgeordneter sowie Chef des SPD-Bezirks Hannover. Diesen Posten gab er 1983 ab - an den späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder. 2005 trat von Oertzen aus Protest gegen die „Agenda“-Reformpolitik Schröders aus der SPD aus und schloss sich der Vorgängerpartei der Linken, WASG, an. Anfang 2006 trat von Oertzen nach Angaben der Linken aber wieder aus der WASG aus.
Der Sohn eines konservativen Journalisten war bereits 1946 in die SPD eingetreten. Die parteiinterne Karriere führte den streitbaren Querdenker bis zum Vorsitz der Langzeitprogrammkommission der SPD. Bei den SPD-Präsidiumswahlen 1975 unterlag von Oertzen nur knapp dem späteren Parteichef Hans-Jochen Vogel. 1993 schied er freiwillig aus dem Vorstand der Bundespartei aus.
Seine akademische Karriere begann von Oertzen in Göttingen. Nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Soziologie promovierte und habilitierte er sich dort. 1963 wurde von Oertzen als Professor an die Technische Hochschule und spätere Universität Hannover berufen. 1998 verlieh ihm die Universität Oldenburg die Ehrendoktorwürde.""