Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 15.03.2008

Milbradt gesteht Unschuld ein

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
VIEL ist in dieser Woche ja nicht passiert. Man hat lediglich die Schuldigen für die Milliarden-Pleite der sächsischen Landesbank ausgemacht und diese erstmals öffentlich benannt. Aber um es vorweg zu sagen, die üblichen Verdächtigen waren es nicht. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und seine finanziellen Helfershelfer scheiden nach eigenen Angaben als Täter aus. Dafür erklärten sie uns am Dienstag auf einer Pressekonferenz, wer wirklich für die Pleite der Staatsbank verantwortlich ist. Achtung, Trommelwirbel: Es waren die ehemaligen Bankvorstände, die die Öffentlichkeit und auch unsere lieben Politiker vehement getäuscht haben. Nun sollen sie verklagt werden. Nicht die Politiker, sondern die Banker. Alles wird gut, wenn man von einer Kleinigkeit absieht: Das ganze Geld ist weg. Bald aber auch die Bankchefs. Nur die Politiker bleiben. Wir Wähler verlieren also nicht alles. Und ist es nicht auch ein Erfolg, dass die Regierung endlich eingestanden hat, dass sie unschuldig ist? Na, sehen Sie!

ABER es gibt noch mehr Dinge, denen man vertrauen kann – Sachsens Polizei zum Beispiel. Die wirbt seit einigen Tagen auf ihren offiziellen Briefbögen stolz mit dem Hinweis, dass man bei einer Umfrage Ende 2007 den ersten Platz belegt hat, als es um die Frage ging, wem die Sachsen am meisten vertrauen? Die Polizisten lagen dabei weit vor den Gerichten, dem Ministerpräsidenten und der Staatsregierung. Ein schöner Erfolg! Zum Glück weiß ja niemand, dass dafür bereits 55 Prozent Zustimmung ausreichten und dass 45 Prozent selbst im Fall des Umfragesiegers die Zweifel plagten. Aber das macht praktisch gar nichts. Wenn Sie in Not sind, bitten Sie einfach jeden zweiten Polizisten um Hilfe. Und bei Politikern halten Sie sich nur an jeden Zehnten. Sicher ist sicher.

NICHT zuletzt wurde dieser Tage noch ein wichtiges Geheimnis gelüftet. Oder wussten Sie, warum die sächsische Koalitionsregierung trotz vieler Probleme und Sorgen immer noch im Amt ist? Ganz einfach: Es liegt an der intensiven Schulung der Regierungsmitarbeiter. So musste jetzt wieder eilig eine Broschüre nachgedruckt werden, deren Erstauflage im Dresdner Regierungsviertel in Windeseile vergriffen war. Titel der begehrten Handreichung: „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Krisenfall.“ Nun sind 1000 neue Hefte im Umlauf. Zumindest bis zur politischen Sommerpause in diesem Jahr dürfte das reichen.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: