Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 28.03.2008

Neuer Name, neue Strategie

SachsenLB heißt künftig Sachsen Bank / LBBW-Tochter konzentriert sich auf regionalen Mittelstand
 
Leipzig. Die in Not geratene Sächsische Landesbank (SachsenLB) wird sich fortan unter dem Namen „Sachsen Bank“ auf Firmenkunden und gehobenen Privatkunden in Mitteldeutschland konzentrieren. Als Tochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) soll das Institut im Kernmarkt Sachsen sowie den angrenzenden Bundesländern aktiv sein. „Wir suchen die regionale Nähe zu den Unternehmen, vor allem zum Mittelstand“, sagte gestern der LBBW-Vorstandsvorsitzende Siegfried Jaschinski in Leipzig. Der Blick der neuen Sachsen Bank richte sich außerdem nach Ost- europa. „Wir wollen aus Sachsen heraus nach Polen und Tschechien expandieren“, kündigte Jaschinski an.

Die SachsenLB stand Ende 2007 nach Fehlspekulationen ihrer Dubliner Tochter am US-Hypothekenmarkt kurz vor der Pleite und konnte nur durch einen Notvrkauf an die LBBW gerettet werden. Ganz offiziel wird die Sachsen Bank ab dem 1. April unter der neuen Bezeichnung auftreten. Nach der Eingliederung in den LBBW-Konzern soll sie den Angaben zufolge einen eigenen Vorstand sowie Entscheidungskompetenzen behalten. Ähnlich wie die BW-Bank in Baden-Württemberg werde die Sachsen Bank mittelständische Unternehmen betreuen, sagte Jaschinski. Er unterstrich in diesem Zusammenhang die strategische Bedeutung der Sachsen Bank. Die LBBW setze auf „die Vereinigung von Regionalität und Internationalität“. Die Geschäftsaktivitäten von SachsenLB und den bisherigen BW-Bank-Filialen Dresden, Halle und Leipzig würden deshalb gebündelt, sagte Jaschinski.

Beim Geschäft mit dem Mittelstand sind traditionell die Sparkassen stark engagiert. Der Wettbewerb mit den öffentlichen Instituten sei zwar ein potenzielles Thema, sagte Jaschinksi. „Aber wir wollen Sachsen nicht überrollen“, betonte der LBBW-Vorstandsvorsitzende. Die internationale Finanzkrise habe gezeigt, dass das Kundengeschäft „das wichtigste für Banken ist“, sagte Jaschinski.

Die etwa 600 Mitarbeiter der Sächsischen Landesbank werden unter dem Dach der LBBW weiter beschäftigt. „Es wird keine Kündigungen geben“, sagte gestern Harald Pfab, Vorstandsvorsitzender der SachsenLB. Nicht ausgeschlossen seien jedoch vereinzelte Standortwechsel von Mitarbeitern. Nach Informationen dieser Zeitung existiert dafür ein Sozialplan, um soziale Härten zu vermeiden. Rund 80 der gut 360 SachsenLB-Angestellten am Standort Leipzig werden Pfab zufolge bei der Sachsen Bank zuhause sein. Der Rest werde in der neuen LBBW-Filiale in Leipzig tätig sein, in der das Immobiliengeschäft, der Bereich Erneuerbare Energien und das Exportgeschäft zentral abwickelt würden.

Wie Pfab hinzufügte, wolle die Sachsen Bank zweistellig wachsen. Ziel sei das Geschäft mit Firmen ab einer Größenordnung von zehn Millionen Euro Jahresumsatz, von denen es in Mitteldeutschland rund 1300 gebe. Bereits ein Fünftel der Unternehmen dieser Größenordnung würden mit der SachsenLB beziehungsweise der BW-Bank zusammenarbeiten. „Wir wollen eine Mittelstandsbank sein. Und der Bedarf ist da“, sagte Pfab. Die neue Sachsen Bank solle in ihrem ersten Geschäftsjahr schwarze Zahlen schreiben. Risiken und Verluste aus dem bisherigen Sachsen LB-Geschäft würden durch den Freistaat und die Landesbank Baden-Württemberg übernommen, erklärte Pfab.

Die LBBW – größte deutsche Landesbank mit einer Bilanzsumme von 428 Milliarden Euro – hatte die SachsenLB nach zähen Verhandlungen Ende 2007 für 328 Millionen Euro gekauft. Zugleich musste der Freistaat Sachsen eine Bürgschaft über 2,75 Milliarden Euro ausstellen, um Ausfallrisiken für Spekulationsgeschäfte der SachsenLB-Tochter in Irland im Umfang von 17,5 Milliarden Euro abzusichern. Außerdem stellte Sachsen 500 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung, um mögliche Bewertungsverluste aus Marktschwankungen auszugleichen. Für das Geschäftsjahr 2007 hatte die LBBW bei der SachsenLB einen Verlust von 641,6 Millionen Euro ausgeglichen.

Wie LBBW-Vorstandschef Jaschinski erläuterte, könne das momentane Ausfallrisiko durch faule Kredite nur sehr schwer beziffert werden. „Ich glaube aber nicht, das kein Kredit ausfällt“, räumte der LBBW-Chef ein. Vieles würde davon abhängen, wann die Krise in den USA vorbei sei. Zu einer Übernahme der existenziell bedrohten SachsenLB habe es jedoch „keine Alternative“ gegeben. „Alles andere hätte dem deutschen Bankensektor schwer geschadet“, so der LBBW-Vorstandsvorsitzende.
Alexander Weise

Karl Nolle im Webseitentest
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