Dresdner Morgenpost, 02.04.2008
Trotzkopf Milbradt
Kommentar von Jens Jungmann
Der Fürstenzug in Dresden, der die stol- Uzen Herrscher Sachsens zeigt, endet mit König Georg - der regierte von 1902 bis 1904. Würde die Ahnentafel weitergeführt werden, käme nun wieder ein Georg an die Schlosswand.
Georg Milbradt. Der mag sich vielleicht als König fühlen, ist es aber nicht. Als Ministerpräsident musste er sich deshalb zwei Tage vor dem Untersuchungsaus-
schuss des Landtages ungnädig zur gecrashten Landesbank befragen lassen.
nd was in seiner Staatskanzlei wenigsUtens als glänzende PR-Show geplant war, ging am Ende noch daneben. Nicht nur, weil während der Befragung aufflog. dass sein Staatskanzlei-Chef Michael Sagurna drei Jahre lang aktiv gegen ihn in Sachen Landesbank arbeitete und ihn nun düpiert dastehen lässt.
Der angeblich ahnungslose Milbradt musste gestern erstmals zugehen, dass er doch mehr wusste, als er bislang einräumte. Jedes Zugeständnis musste ihm aber mühsam abgerungen werden. Dabei entglitt ihm die wohl beabsichtigte Souveränität letztlich zu blankem Trotz.
Bis heute enthält die Regierung dem Ausschuss E-Mails, Dokumente. Protokolle bis hin zum kompletten „Prüfbericht zur SLB" vor. Seriöse Aufarbeitung und ernsthafter Umgang mit Verantwortung sehen anders aus.
Sollte der Dresdner Fürstenzug doch einmal fortgesetzt werden, erhält der heutige Georg gewiss einen eignen Zusatz: „Georg, der Trotzkopf"!
Von Jens Jungmann