BILD Sachsen, 08.04.2008
Was kommt da noch alles raus?
Gestern Abend teilte die Staatskanzlei mit, dass Frau Milbradt noch mehr Gled bei der Sachsen Bank gut angelegt hat.
Dresden - Wegen seiner privaten Geschäfte mit der Sächsischen Landesbank wächst der Druck auf Georg Milbradt (63/CDU).
Gestern Abend erklärte die Staatskanzlei, dass Familie Milbradt nicht nur am Fonds zur Finanzierung der Leipziger Bankzentrale mit rund 100 000 Euro
beteiligt war, sondern auch in ein weiteres Anlageprojekt der Landesbank investierte.
Demnach steckte Angelika Meeth-Milbradt (63) im Jahre 1999 insgesamt 255 645 Euro in den Sachsen-Bank-Fonds "Ariadne KG" (10 Jahre Laufzeit. DAs Geld sollte bei der Produktion von „Airbus" (von der EU gefördert)gute Rendite abwerfen.
Auch dieser Fonds wurde zur Hälfte per Darlehen bezahlt. Milbradts Frau nahm dafür einen Kredit von 122 198,76 Euro bei der Landesbank auf. Zu dem Zeitpunkt war ihr Gatte dort im Vorstand des Kreditausschusses, der das Darlehen genehmigen musste!
ALLES legal! Trotzdem, so Kritiker, seien die Fonds Geschäfte der Milbradts moralisch fragwürdig.
Darum muß sich Goerg Milbradt morgen in seiner Fraktion rechtfertigen. Das sind die wichtigsten Fragen, die ihm seine Parteifreunde stellen werden:
1) War das jetzt alles?
100 000 Euro in einen Fonds hier, rund 250 000 Euro dort. Zwar beteuerte die Staatskanzlei, dass dies jetzt alles sei. Ob das die Abgeordneten und vor allem die Wähler glauben?
2) Wurde Milbradt auch schon erpresst?
„Er hat sich mit diesem Privatgeschäft zumindest erpressbar gemacht", sagt der SPD-Abgeordnete
Karl Nolle (63). Seltsam war schon, dass er trotz aller Ratschläge am alten Landesbank-Vorstand festgehalten hat. Trotz deren Dienstwagen-Affäre, gefälschten Dokumenten, Vetternwirtschaft.
3) Haben noch andere Politiker an dem Fonds-Geschäft mitverdient?
Weil er sicherlich seiner Frau den Tipp gab, ist es nicht auszuschließen, dass er auch Parteifreunden das lukrative Geschäft empfahl. Theoretisch hätten zwar alle Sachsen in die MilbradtFonds investieren können. „Aber kaum einer kannte sie", kontern Kritiker.
4) Warum geht MIlbradt nicht in die Offensive?
Der Ministerpräsident schweigt bislang eisern. Die Berliner Bundes-CDU stellte sich gestern hinter Milbradt. „Da diese Fonds für die Öffentlichkeit zugänglich waren, sehe ich keine Bevorzugung", erklärt CDU-General Ronald Pofalla (48). Ob das beim Wähler als gutes Krisenmanagement ankommt, bezweifeln Kritiker.
5. ist sein Ruf jetzt noch in retten?
Diese Frage wird über das politische Überleben von Milbradt entscheiden! Die Krise der Landesbank kratzte bereits an seinem Image als Finanzexperte. Jetzt droht auch sein Ruf als anständiger Politiker ruiniert zu werden. Geschieht dies, kann die Union mit ihm kaum noch eine Wahl gewinnen.
Er wäre erledigt.
Von A. HARLASS und CHR. FISCHER