DNN/LVZ, 09.05.2008
Spurwechsel - Zu Norbert Hansen, Chef der mächtigsten Bahngewerkschaft Transnet
Kommentar von Stefan Poppitz
Na schau mal einer an: Kaum hat die Bahn den Posten eines Arbeitsdirektors neu geschaffen, und schon zaubert sie wie Kai aus der Kiste mit Norbert Hansen denjenigen hervor, der ihn besetzen soll. Ausgerechnet den Chef der mächtigsten Bahngewerkschaft Transnet, der die Spur wechseln soll ins Management. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt?
Mag Hansen noch so wortreich von sich weisen, er könnte private mit politischen Interessen verknüpft haben, überzeugen wird er nicht viele. Immerhin war die Transnet die einzige Gewerkschaft im DGB, die Mehdorns Bahn-Privatisierungspläne fast vorbehaltlos mitgetragen hat. Nicht vergessen ist auch, wie Hansen der Lokführergewerkschaft GDL bei ihrem Tarifkampf massiv zusetzte. Dass nun Spekulationen blühen würden, er könnte sich das zu erwartende Zehnfache seines bisherigen Gehalts nicht immer nur anständig verdient haben, darf den Norddeutschen daher nicht verwundern. Und es erklärt – zumindest teilweise –, warum direkte Wechsel von Gewerkschaftsbossen in die Chefetagen der Wirtschaft so selten sind.
Doch trotz aller Einwände gegen Hansen: Man sollte ihm die Chance einräumen, sich im neuen Amt zu beweisen. Bekanntlich gehörte er zu denen, die am entschiedensten gegen die Zerschlagung des Schienenkonzerns gekämpft haben. Und er hat dem Bahn-Management mit die Zusage abgerungen, dass es im Zusammenhang mit der Privatisierung bis 2023 keine Entlassungen geben wird. So gesehen, ist das wiederum kein schlechter Anfang für einen Arbeitsdirektor. Baut er den aus, könnten auch letzte Zweifel von heute schwinden. Ein Vergleich zu Ex-VW-Personalchef Peter Hartz, wie ihn Gregor Gysi zieht, ist jedenfalls unfair.
s.poppitz@lvz.de