Dresdner Morgenpost, 17.05.2008
Neue Vorwürfe gegen CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Hermsdorfer
CHEMNITZ/DRESDEN - Die Staatsanwaltschaft jagt Thomas Hermsdorfer (40) wegen Steuerhinterziehung. Nun gerät der CDU-Landtagsabgeordnete weiter unter Druck: Auch in einem weiteren Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Chemnitz!
Für die „Anbahnung einer Geschäftsbeziehung“ im Jahr 2002 soll Hermsdorfer 250 000 Euro Provision von einer Firma erhalten, dieses Geld jedoch nicht versteuert haben (Morgenpost berichtete). Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb sein Abgeordnetenbüro und sein Wohnhaus in Chemnitz durchsucht.
Wie Hermsdorfers Anwalt Markus Haselier mitteilt, ermittelt die Staatsanwaltschaft in einem zweiten Fall gegen den Abgeordneten: „Wir haben für Montag Akteneinsicht beantragt.“ Diesmal hat Thomas Hermsdorfer Ärger mit seinem einstigen Geschäftspartner! Gemeinsam mit dem Physik-Professor Reinhard Bruch (Uni Reno, USA) gründete er im Januar 2007 eine Biotech-Firma in Stuttgart - die APW Consult.
Hermsdorfer war bei der APW als Geschäftsführer und Gesellschafter tätig. Über die Führung soll es Streit gegeben haben. Eine fünfstellige Summe fehlte angeblich. „Es gab auch Vorwürfe wegen des Dienstwagens“, so Haselier. Hermsdorfer wurde im Juli als Geschäftsführer abberufen und angezeigt. Die Stuttgarter Gerichtssprecherin Bettina Vetter: „Es gab eine Strafanzeige wegen mehrerer Straftatbestände.“ Auch wegen Unterschlagung. Hermsdorfer: „Es war eine interne Auseinandersetzung in der Firma, das Verfahren wurde eingestellt.“
Nun, so vermutet sein Anwalt, wurde die gleiche Anzeige noch einmal in Chemnitz gestellt. Haselier: „Ist dies der Fall, werden wir uns juristisch gegen den Anzeigensteller wehren.“
Noch ein Vorwurf: Für seinen BMW - Hermsdorfer soll eine Vorliebe für große Autos haben - orderte er im Dezember 2006 bei einem Reifenhandel in Hartmannsdorf Winterreifen. Und zahlte angeblich nicht! Geschäftsführer Wolfgang Mainz: „Erst nachdem wir bei der APW mit Nachdruck mahnten, kam ein halbes Jahr später das Geld. Herr Hermsdorfer glaubte wohl, er hat es als Abgeordneter nicht nötig zu bezahlen.“ Mainz‘ Frau habe als CDU-Mitglied sogar über die Partei Druck machen müssen.
Von Jens Jungmann