Sächsische Zeitung, 17.06.2008
Kritik an Tillichs CDU-Mitgliedschaft zu DDR-Zeiten
Dresden. Die Absprachen anderer Parteien mit Vertretern der Linken auf kommunaler Ebene entfachen eine neue Debatte über die Vergangenheit sächsischer Spitzenpolitiker. Der SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle verwies gestern bei der Vorstellung einer Unterstützerkampagne für den Dresdner Linke-Oberbürgermeisterkandidaten Klaus Sühl auf die CDU-Mitgliedschaft von Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu DDR-Zeiten. Wer 1987 in die CDU eingetreten und Angestellter im Rat des Kreises in Kamenz geworden sei, der „war mit Sicherheit kein Widerstandskämpfer“, sagte Nolle. Tillichs Zugehörigkeit zur CDU sei der „Gipfel der Scheinheiligkeit“ der Union, deren „historische Schizophrenie“ er nicht akzeptieren wolle.
Nolle zufolge gibt es eine Reihe von CDU-Landtagsabgeordneten, die früher „Blockflöten“ gewesen seien. Als weiteres Beispiel führte er die SED-Vergangenheit des sächsischen Polizeipräsidenten und heutigen CDU-Mitglieds Bernd Merbitz an.
Tillichs CDU-Eintritt 1987 war bereits von der Grünen-Landtagsabgeordneten Astrid Günther-Schmidt kritisiert worden. Sie verwahrte sich gegen die Kritik des neuen CDU-Landeschefs Tillichs, der den Grünen eine zu große Nähe zur Linkspartei nachgesagt hatte. (ddp)