DNN/LVZ, 19.06.2008
Ex-Staatskanzleiminister Sagurna will wieder als Berater tätig sein
Dresden. Es war die große Überraschung bei der Kabinettsumbildung am Dienstag: Der neue Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) holt sich einen Vertrauten an die Spitze der Regierungszentrale – und das heißt: Er trennt sich von Staatskanzleiminister Michael Sagurna (CDU), dem Medienprofi und Strippenzieher der Sachsen-Union. Gestern wurde Sagurna verabschiedet, und es gab schon die eine oder andere Träne von Bediensteten. Der Biedenkopf-Vertraute selbst zeigte sich gefasst, einen kleinen Hinweis gab er trotzdem. Der permanente Wechsel in der Staatskanzlei sollte „nicht zur Gewohnheit werden“, sagte er. Schließlich war Vorgänger Hermann Winkler (CDU) erst im Herbst 2007 ausgeschieden.
Für Sagurna hat das abrupte Ende seiner Ministerlaufbahn einige Folgen. Im Jahr 2002 war er zusammen mit Ziehvater Kurt Biedenkopf (CDU) als Staatssekretär ausgeschieden, hatte sich daraufhin eine Agentur in Dresden aufgebaut. Diese aber hatte er mit seinem Wiedereintritt in die Regierung im Herbst 2007 aufgelöst. Er werde in den kommenden Monaten die Lage sondieren, sagte er – und als freiberuflicher Berater tätig sein. Das sei als „Ein-Mann-Show“ jederzeit möglich.
Dabei halten sich die Versorgungsansprüche des Geschassten offenbar in Grenzen. In den kommenden drei Monaten erhält Sagurna ein Übergangsgeld für seine Zeit als Minister, anschließend für seine Zeit als Staatssekretär. Im Frühjahr kommenden Jahres aber liefen die Zahlungen nach seiner eigenen Aussage aus.
Laut Tillich hat Sagurna in seiner Ministerzeit einiges erreicht. Es sei ihm gelungen, „das Schiff wieder in ruhige See zu bringen“. Gemeint ist damit die Serie von Affären, die Sachsens Regierung monatelang beschäftigt hatte. Dass er sich dennoch von dem Medienprofi getrennt und Johannes Beermann ernannt hat, habe einen einfachen Grund. Es sei um eine „eigene Handschrift“ gegangen, so Tillich, „ich habe mich für Johannes Beermann entschieden und nicht gegen Michael Sagurna.“
Dennoch dürfte es wohl auch die große Nähe zu Biedenkopf gewesen sein, die Tillich zu dem Schritt veranlasst hat. Die Chemie zwischen den beiden habe nicht gestimmt, heißt es in der Staatskanzlei.
Jürgen Kochinke