Sächsische Zeitung, 10.07.2008
Ex-Olympia-Mann Wolfram Köhler soll die Sportstadt Riesa retten
Seit dem Abtritt ihres Oberbürgermeisters hat die Stadt viele große Veranstaltungen verloren. Darum wird nun Köhlers Beratervertrag erweitert.
Die Stadt Riesa holt sich ihren umstrittenen Ex-Oberbürgermeister Wolfram Köhler (CDU) zurück. Er wird nach eigenen Angaben ab Januar mindestens 100 Tage im Jahr für die städtische Veranstaltungstochter Förder- und Verwaltungsgesellschaft tätig sein. Der Vater der sächsischen Olympiabewerbung im Jahre 2004 hatte dort bereits einen Vertrag als Berater. Der wird nun ausgebaut. „Ich sehe natürlich auch, dass es um die Sportstadt Riesa ruhiger geworden ist“, meint Köhler. Das ist diplomatisch formuliert. Köhler soll nichts Geringeres als den Ruf der Sportstadt retten.
Die Europameisterschaft im Schwimmen, hochkarätige Boxwettkämpfe, das Sumo-Ringen – zusammen mit Köhler waren viele prestigeträchtige Veranstaltungen aus Riesa verschwunden. Sie gingen vor allem auf persönliche Kontakte des Ex-OB zurück. Die habe nach ihm keiner mehr recht gepflegt, sagte Klaus-Dieter Frank, CDU-Stadtrat und FVG-Aufsichtsrat.
Daher wird es eng für Riesa. In vier Jahren läuft der Sponsoring-Vertrag für die Erdgasarena aus. Niemand wagt derzeit eine Prognose, ob sich die Verbundnetz Gas AG zu einer zweiten Vereinbarung durchringen kann.
Wie viel der Konzern gezahlt hat, ist ein Geheimnis. Der Betrag hat aber den Unterschied gemacht zwischen einer Turnhalle in der Provinz und einem Austragungsort internationaler Wettkämpfe. Die Stadt will den Sponsor unbedingt halten. „Wir wissen, dass wir uns eine Verlängerung des Vertrages verdienen müssen“, so Frank. Daher hat der Aufsichtsrat die Reißleine gezogen – und um Köhlers Rückkehr gebeten. Der dämpft allzu hohe Erwartungen. An den Erfolg aus Zeiten der Olympiabewerbung könne Riesa vermutlich nicht wieder anknüpfen. „Aber wir können uns Nischen suchen“, sagte Köhler. Konkreter wurde er nicht.
Die Personalie ist pikant. Der frühere Olympia-Staatssekretär war ausgerechnet an einem umstrittenen Beratervertrag gescheitert, den seine Frau in seiner Zeit als OB mit der FVG abgeschlossen hatte. Die Ermittlungen gegen Köhler wurden später eingestellt. Politisch gilt er dennoch als tot. Die CDU, so heißt es, habe sich versichern lassen, dass Köhler kein politisches Amt mehr anstrebe.
Allerdings ist er in weiten Teilen der Bevölkerung sehr populär. Zudem hat die Stadt Riesa mit ihrem Hilferuf klar gemacht, dass sie Köhler für unentbehrlich hält. Wird er nun zur Konkurrenz seiner Nachfolgerin im Rathaus, Gerti Töpfer (CDU)? Die weist das zurück. „Solche Annahmen sind konstruiert.“
Von C. Parton und U. Körber