DER SPIEGEL 32/2008, Seite 50, 03.08.2008
Aufsichtsverfahren gegen Wirtschaftsprüfer der Sachsen LB
Die durch US-Ramschhypotheken ausgelöste Finanzkrise trifft die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Sie hat 2006 einen Jahresbericht der notverkauften Sachsen LB abgesegnet, in dem die Risiken aus den milliardenschweren Spekulationen mit US-Kreditpapieren "unvollständig" dargestellt wurden, stellte die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) vor kurzem fest. Dieses Verdikt könnte für die Buchexperten unangenehm werden. Denn die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) führt bereits seit September 2007 ein Berufsaufsichtsverfahren gegen PwC.
Aufgrund der DPR-Feststellungen mussten sich die Wirtschaftsprüfer jetzt erneut rechtfertigen. "Die Ermittlungen dauern noch an", bestätigt ein Sprecher der WPK. Die Berliner Branchenwächter könnten den PwC-Prüfern Geldbußen von bis zu 50 000 Euro abverlangen - oder mit Hilfe der Generalstaatsanwaltschaft gar ein Berufsverbot verhängen. Gleichzeitig klärt das sächsische Finanzministerium nun, ob wegen der fehlenden Darstellung dieser Haftungsrisiken eine Schadensersatzklage gegen PwC eingereicht werden soll (SPIEGEL 28/2008).
Die Sachsen LB konnte 2007 nur durch einen Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg gerettet werden. Die Sachsen hatten für eine milliardenschwere Investmentgesellschaft in Irland eine beinahe hundertprozentige Haftung übernommen, was von den Kontrollinstanzen jahrelang unbeachtet blieb und die Bank schließlich in den Abgrund riss. "Wir gehen davon aus, dass wir weder einen Fehler noch eine Pflichtverletzung oder ein Versäumnis begangen haben", heißt es bei PwC.