Dresdner Morgenpost, 13.08.2008
BKA, Staatsanwälte und irische Polizei sicherten kistenweise Material
Bankenpleite: Großrazzia bei Ex-Vorständen der Sachsen LB
LEIPZIG -Razzia bei den Pleitebankern: Beamte des Bundeskriminalamts, der Staatsanwaltschaft Leipzig und der irischen Polizei haben gestern 28 Büros und Wohnungen ehemaliger Vorstände der Landesbank Sachsen durchsucht. Es geht um Untreue und Bilanzmanipulation.
Über hundert Ermittler waren den ganzen Tag in Sachsen, fünf weiteren Bundesländern und der irischen Hauptstadt Dublin im Einsatz. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Leipzig sicherten sie kistenweise Unterlagen zu den hochriskanten internationalen Finanzgeschäften,die der Sachsen LB im vergangenen
Jahr das Genick brachen und zum Notverkauf der Landesbank führten. Hintergrund sind Ermittlungsverfahren gegen fünf ehemalige Vorstände, in deren Verantwortung die zwei von der irischen SLB-Tochter Sachsen LB Europe aufgelegten, hochspekulativen Fonds „Ormond Quay" und „Georges Quay" fallen. Im Jahr 2007 hatten die ein abenteuerliches Volumen von 23 Milliarden Euro. Und das, obwohl die Bank nur Eigenkapital von 1,5 Milliarden Euro aufwies.
„Es besteht der Verdacht,dass die ehemaligen Vorstände durch die von ihnen mitgetragene, erhebliche Ausweitung der Geschäfte, für die die Landesbank letztlich die Mithaftung übernahm, die Existenz der Bank aufs Spiel setzten", präzisiert der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ricardo Schulz, den Vorwurf. Namen wollte er keine nennen.
Nach Recherchen der Morgenpost waren von den Durchsuchungen der im August 2007 zurückgetretene Vorstandsvorsitzende Herbert Süß (68), die im selben Jahr gefeuerten Vorstände Stefan Leusder (53/Kapitalmarkt), Yvette Bellavite Hövermann (56/Risiko-Controlling) und Werner Eckert (44/Kreditgeschäft) betroffen. Zudem bekam der heutige Vorstand der Landesbank Hessen-Thüringen, Gerrit Raupach (47), Fahnder-Besuch. Er gehörte bis 2006 dem SLB-Vorstand an und war dort fürs Kreditgeschäft zuständig. -bi.-