Dresdner Morgenpost, 18.09.2008
100.000 Euro im Jahr: Lukrativer Job für Ex-Landrat Schramm
Belohnung für den Amtsverzicht?
LEIPZIG - Nach der Kreisreform mussten sich viele ehemalige Landräte neue Aufgaben suchen. Den besten Job bekam Andreas Schramm (CDU), Ex-Landrat von Mittweida: 100.000 Euro Honorar erhält er jährlich als neuer Berater der Sachsen Finanzgruppe (SFG).
Überraschend kandidierte Schramm (57) nicht für den Landrats-Posten im neuen Landkreis Mittelsachsen. Neuer Landrat wurde sein Parteifreund Volker Uhlig (59, CDU). Nun wird klar, warum sich Schramm so zurückhielt: Er bekam einen lukrativen Beratervertrag vom Vorstand der Sachsen Finanzgruppe! Rund 100.000 Euro soll er laut Morgenpost-Informationen jährlich erhalten. Der Vertrag läuft über fünf Jahre.
Noch ist der Vertrag geheim! Erst morgen wird der SFG-Vorstand diese Personalie auf der Anteilseignerversammlung verkünden. Neben dem Freistaat (22,37 Prozent) sind an der SFG noch elf Landkreise und kreisfreie Städte - über ihre acht von 15 sächsischen Sparkassen - beteiligt. Stephan Gößl, Sprecher im Finanzministerium: „Diese Personalie hat der Vorstand allein bestimmt. Das fällt in sein operatives Geschäft. Wir müssen da nicht zustimmen.“
Schramm - jahrelanges Mitglied in der SFG-Anteilsnehmerversammlung und Verwaltungsrat der Kreissparkasse Mittweida - soll nun als Schaltstelle zwischen Finanzmarkt, Politik und Wirtschaft agieren. SFG-Sprecher Frank Weidner: „Professor Schramm hatte uns darüber informiert, dass er nach seinem Ausscheiden als Landrat ein Beratungsbüro für kommunale Fragen eröffnen wird.“ Da ohnehin ein Experte für die Weiterentwicklung der sächsischen Sparkassen gesucht wurde, habe man „ein Angebot von ihm eingeholt“ und ihn später verpflichtet.
Antje Hermenau, Fraktions-Chefin der Grünen: „Nun wird also der Lohn für das Zustimmen zur Verwaltungsreform ausgezahlt. Das ist alles sehr ominös! Im Landtag wird derzeit über eine Auflösung der SFG debattiert, da der Verbund seine Aufgabe nach dem Verlust der Landesbank verloren hat.“ Sollte Schramm wirklich als „Mittler“ zur Politik agieren, „dann soll ihn eine Sparkasse doch einfach fest einstellen“.
Das Finanz- und Innenministerium wiesen einen Zusammenhang zwischen Schramms Zustimmen zur Kreisreform und dem neuen Vertrag strikt zurück.
Von Jens Jungmann