Mitteldeutsche Zeitung, 03.12.2008
CDU - Vorwärts und vergessen
Kommentar: Markus Deckert findet, dass es der CDU bei der Aufarbeitung ihrer Geschichte als Blockpartei an Selbstkritik mangelt.
Wer von Parteien einen selbstkritischen Umgang mit ihrer Vergangenheit erwartet, der wird meist enttäuscht. Parteien sind dazu da, nach innen Wärme und nach außen Zustimmung zu organisieren. Das zeigt auch die CDU.
Zuerst versucht sie es mit Schweigen. Das Wort Ost-CDU taucht in ihrem Ost-Papier für den Bundesparteitag nicht auf. Dies provoziert erst jene kritischen Fragen an Dieter Althaus und Stanislaw Tillich, die die CDU dann lauthals beklagt. Auf die Schnelle wird ein bisschen Zerknirschung eingebaut. Der Rest ist Abwehr. Denn Schuld hat die SED. Und wer redet schon gern über den eigenen Opportunismus? In den alten Ländern interessiert das Thema nicht, in der Ost-CDU sind zu viele betroffen. Im Zweifel gibt es noch "Schmierfinken aus dem Westen", denen man alles in die Schuhe schieben kann.
An dieser Niveauarmut ist auch die CDU Sachsen-Anhalt nicht schuldlos. Christoph Bergner sagt nichts, Reiner Haseloff beteiligt sich an der stillen Beerdigung halleschen Widerspruchs. Das Jahr 2009 ist ein Mega-Wahljahr. Da gilt das Motto: "Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht." In der Selbstkritik gewiss nicht.
markus.decker@mz-web.de