DER SPIEGEL 01/2009, Seite 149, 29.12.2008
Stanislaw Tillich: Vehement weigert sich seine Staatskanzlei, jene dienstliche Erklärung freizugeben, in der Tillich vor Jahren konkret zu Stasi-Kontakten und dem Besuch besonders staatsnaher Schulen Stellung nehmen musste.
Man befürchte, dass nach einer Veröffentlichung der Unterlage „vermutete Widersprüche in einzelnen Details" einseitig „zu Lasten der Integrität des Ministerpräsidenten" interpretiert und publizistisch ausgewertet würden.
Stanislaw Tillich, 49, sächsischer Ministerpräsident, sieht in der Diskussion um seine Rolle als Polit-Funktionär in der DDR eine Kampagne. Vehement weigert sich seine Staatskanzlei, jene dienstliche Erklärung freizugeben, in der Tillich vor Jahren konkret zu Stasi-Kontakten und dem Besuch besonders staatsnaher Schulen Stellung nehmen musste. Man befürchte, dass nach einer Veröffentlichung der Unterlage „vermutete Widersprüche in einzelnen Details" einseitig „zu Lasten der Integrität des Ministerpräsidenten" interpretiert und publizistisch ausgewertet würden. Widersprüche könnten „sich nach allgemeiner Lebenserfahrung" über die Jahre hinweg durchaus ergeben.
Tillichs Erklärung über seine DDR-Zeit ist deshalb brisant, weil bei falschen Angaben die fristlose Entlassung aus dem Staatsdienst drohen könnte. Tausende Ostdeutsche haben aus diesem Grund in den neunziger Jahren ihre Jobs verloren. Grüne und Linkspartei fordern Tillich auf, die Richtigkeit der von der Staatskanzlei zurückgehaltenen Erklärung unabhängig prüfen zu lassen: von der Präsidentin des Sächsischen Verfassungsgerichtshofs.