BILD Dresden, 10.02.2009
Schadet dieser Mann ihrer Partei, Herr Panter?
Karl Nolle spaltet das Land mit seinen neuen DDR-Enthüllungen
Dresden - In Sachsen grummelt es. SPD-„Chefaufklärer"
Karl Nolle (63) hat angekündigt,im März ein Enthüllungsbuch über „verheimlichte" Funktionen, ja sogar SED-Mitgliedschaften führender CDU-Politiker zu veröffentlichen (BILD berichtete).
Ein Schuss, der für die SPD (nur 9,8 % zur Landtagswahl 2004) nach hinten losgehen kann. Denn viele Menschen mit „DDR-Vergangenheit" fühlen sich in Mithaftung genommen, spüren Rechtfertigungsdruck, im Osten groß geworden zu sein.
Schadet Nolle mit seinem Buch also seiner SPD? „Mit einem klaren Ja oder Nein kann man das nicht beantworten", sagt Sachsens SPD-Generalsekretär Dirk Panter (35). „Auf jeden Fall ist es aber legitim, sich 20 Jahre nach der Wende kritisch mit der Vergangenheit von CDU-Politikern auseinanderzusetzen. Es geht nicht darum, Ost-Biografien niederzumachen, sondern die Doppelmoral aufzuzeigen, die in dieser Partei herrscht."
Auf der einen Seite zieht laut Panter die Sachsen-CDU „verbal gegen alles, was Links ist. zu Felde", andererseits würden führende CDU-Politiker ihre Systemnähe zur damaligen DDR verschweigen."
Aber ob das so beim Wähler ankommt, ist sich auch der SPD-Chefstratege nicht sicher. Und er gibt zu: „Die Meinung der SPD teilt sich in Befürworter und Kritiker. Wir haben über das Buch im Landesvorstand diskutiert."
Aber Nolle wäre auch nicht Nolle, wenn er nicht mit dem Kopf durch die Wand ginge. Ob sich dabei die ganze Partei eine blutige Nase holt, werden die Wahlen in diesem Jahr zeigen.
von Andreas Harlaß