Sächsische Zeitung, 23.05.2009
Ein Minister zwischen Gartenarbeit und Rechtsvorlesung
Sächsisch betrachtet von Annette Binninger
GERADE erst hatte Justizminister Geert Mackenroth (CDU) die Sachsen-Fahne vor seinem Haus betrübt wieder eingerollt, da zieht schon der nächste Politiker seinen Sachsen-Stolz an einem Fahnenmast hoch. Oder was sehen wir da ausgerechnet beim Ministerpräsidenten-Kandidaten der Linkspartei, Andre Hahn, auf seiner nigelnagelneuen Internet-Startseite? Eine Sachsen-Flagge! Und Hahn steht mit einer Hand an den Mast gelehnt ganz entspannt im Polo-Shirt lässig daneben und blickt sinnierend ins Weite eines schönen sächsischen Tales. Wie? Hahn also auch? Auf SZ-Nachfrage bemühte sich die Linkspartei diese Woche sofort um Aufklärung.
Das Foto zeige Andre Hahn bei einem Ausflug mit Mitarbeitern der Fraktion in der Sächsischen Schweiz. Auf dem Foto sei der Fahnenmast jedoch leider abgeschnitten worden – eine Fahne darum eigentlich gar nicht drauf. Nur: Die Bearbeiterin, die das hübsche Hahn-Standfoto gern für seine Werbeauftritt verwenden wollte, habe etwas nachgeholfen, erläuterte die Linksfraktion. Sie habe einfach eine Sachsen-Fahne, die sie während einer Urlaubsreise in Norddeutschland vor einem Haus fotografiert habe, auf den abgeschnittenen Fahnenmast „künstlerisch draufmontiert“. Die Fahne sei jedoch nicht wie im Fall Mackenroth eine offizielle Freistaatsflagge gewesen, die nur bestimmten Behörden vorbehalten ist, beteuerten die Linken. Vielmehr handele es sich um eine harmlose erlaubte Variante. Uff – Hahn kann also aufatmen. Und was nun besser ist, muss jeder selbst entscheiden: Eine echte Fahne mit illegalem Nutzer oder eine gefakte Fahne mit einem dran „geklebten“ Linken.
VIELLEICHT täte Andre Hahn und manch anderem Politiker aber auch eine kleine präventive Lehrstunde in Rechtsfragen gut. Da können wir ab dem Wintersemester einen interessanten, neuen „Lehrmeister“ an der TU Bergakademie in Freiberg empfehlen: Justizminister Geert Mackenroth. Spätestens seit seinem Mieter-Streit (bekannt als „Klodeckel-Affäre“) und seiner besonderen Gabe, Gartenarbeit günstig erledigen zu lassen – manche nennen das Schwarzarbeit, Mackenroth nennt es einen „Freundschaftsdienst“ (solche Freunde wünscht man sich) – kennt er sich in privaten Streitfragen ja bestens aus.
Und so wird er ab dem Wintersemester darüber dozieren. Thema von Vorlesung und Übung: „Prozess und außergerichtliche Streitbeilegung“. Dauer: vier Stunden die Woche. Doch warum eigentlich nur dieses Thema? Wir empfehlen den Einsatz des Justizministers in weiteren Lehrfächern und Disziplinen, beispielsweise in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften. Das Thema der Vorlesung könnte etwa lauten: „Minijobs leichtgemacht“ oder „Arbeitsrecht – schwarz wie die Nacht“. Weitere Vorschläge nimmt der Minister sicher gern entgegen. Selbstverständlich nur unter seiner dienstlichen E-Mail-Adresse.