Karl Nolle, MdL

Pressemitteilung, 25.10.2001

Nolle: "Sächsische Berufsschulen steuern auf Katastrophe zu"

SPD: Seiteneinsteiger zu Lehrkräften ausbilden
 
Dresden, 25.10.2001. Während der heutigen Debatte zur Situation an den sächsischen Berufsschulen hat der wirtschaftspolitische Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion Karl Nolle Alarm geschlagen: "Mit der Ausstattung der Schulen und Gebäuden kommen wir nur langsam voran, beim Lehrerpersonal steuern wir auf eine Katastrophe zu und beim Stichwort moderne Ausbildung haben wir einen riesengroßen Rückstand.

Das wirkt sich zum Schaden für den Standort Sachsen aus, der für seine mittelständischen Betriebe qualifizierte Facharbeiter benötigt. Erstklassige berufliche Ausbildung ist zudem eine der Grundvoraussetzungen, um den Wegzug junger Menschen zu stoppen."

Ein Kernproblem sei die Unterversorgung mit Berufsschullehrern im Freistaat.
Nolle forderte deshalb, dem Entschließungsantrag der SPD-Fraktion zuzustimmen. Darin wird ein wirksames Seiteneinstiegsprogramm vorgeschlagen, um neue Berufsschullehrer zu gewinnen. "Wir wollen Fachleute ohne pädagogischen Abschluss werben und zusätzlich Lehrer anderer Schularten ohne Lehrbefähigung für das entsprechende berufstheoretische Fach einsetzen.

Immerhin gibt es genügend Teilzeitlehrer - und bald werden es wohl noch mehr", so Nolle. Diese beiden großen Gruppen sollen in einer Verbindung aus pädagogischem Schnellstudium und Mentorenbetreuung fit für den Einsatz in der Berufsschule gemacht werden.

Nolle wies darauf hin, dass man schnellstens gegensteuern müsse, um den schon jetzt unzumutbaren Unterrichtsausfall wegen Lehrermangels nicht weiter in die Höhe treiben zu lassen. Momentan gebe es durchschnittlich 7,5 Prozent Unterrichtsausfall (allgemein bildende Schulen verzeichnen lediglich 3,5
Prozent). "In einigen Fachbereichen geht es aber noch viel abenteuerlicher zu", erklärte Karl Nolle. So verzeichne der Bereich Mediengestalter an der Gutenbergschule Leipzig 30 Prozent Unterrichtsausfall.

Eine Lösung dieses Problems durch zusätzliche Lehramts-Absolventen sei nicht
in Sicht. Das Kultusministerium erklärte in seiner Antwort auf eine Große
Anfrage zur Situation an den Berufsschulen, dass in den nächsten Jahren 233
altersbedingte Lehrerabgänge zu erwarten seien. Demgegenüber stünden 120
Referendare, "von denen ungewiss ist, wie viele tatsächlich im für Lehrer
unattraktiven Sachsen bleiben werden", sagte Nolle.

Der SPD-Politiker forderte die Staatsregierung auf, eine Trendwende in der
Berufsschul-Politik einzuleiten. "Dazu zählen kleinere Klassen, zusätzliche
Lehrer, Freistellungen für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, ein größerer
Ergänzungsbereich im Stundenplan und eine bessere Motivation der Lehrkräfte
- auch zur Privatinitiative, was Weiterbildung betrifft."



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