Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 16.01.2010

Vorsicht mit der Post

Sächsisch betrachtet von Annette Binninger
 
AB heute dürfen sich alle Sachsen auf das nächste wichtigste „Ereignis des Jahres“ freuen – der „Semperopernball 2011“ rückt unweigerlich näher. Und nach den legendären Ordensträgern Wladimir Putin und Michael Jackson dürfen wir jetzt schon gespannt sein auf die Preisträger im kommenden Jahr. Wird es doch noch gelingen, Michael Schumacher für seine legendären Rennsiege auf den nicht vorhandenen sächsischen Formel-1-Pisten auszuzeichnen? Oder hätte nicht schon längst Fidel Castro einen Preis für sein Lebenswerk verdient? Keine Sorge, der ist zwar gesundheitlich schwer angeschlagen. Doch selbst wenn – Tote haben wenigstens keinen Termindruck. Absagen können sie auch nicht.

UND manchmal bekommen längst Verstorbene sogar noch Post. So hätte sich eine 105-jährige Seniorin in Zwickau ganz sicher über die herzlichen Geburtstagsglückwünsche des sächsischen Ministerpräsidenten gefreut, wenn sie denn ihren Ehrentag noch erlebt hätte. Doch leider war die betagte Dame bereits ein knappes halbes Jahr zuvor verstorben. Gesundheit, Glück und Freude wünschte Stanislaw Tillich der vermeintlichen Jubilarin dennoch trotzig. Es sei doch schon „ein sehr außergewöhnliches Ereignis, diesen hohen Geburtstag feiern zu dürfen“, heißt es in dem Standardbrief aus der Regierungszentrale. Nur den netten Schlusssatz, den könnte man auch in diesem bedauerlich-peinlichen Falle fast so stehenlassen: „Für die kommende Zeit wünsche ich Ihnen persönliches Wohlergehen und Gottes Segen.“ Danke, das gilt immer.

TILLICHS Briefe scheinen es ohnehin in sich zu haben, wenn man es am wenigsten erwartet. Nein, ehrlich, wir wollen nicht in alten Wunden bohren. Aber der kleine Weihnachtsbrief des Regierungschefs an alle Landes-Mitarbeiter hallt auch im neuen Jahr noch deutlich nach. Jetzt beschäftigt sich sogar der Landtag damit. Dabei hatte sich Tillich in dem Schreiben doch nur bei den Beamten und Angestellten für ihre tatkräftige Mithilfe bei seinem Wahlsieg bedanken wollen. „Wir haben die Wahlen auch deshalb gewonnen, weil Sie in der Verwaltung unsere politischen Ideen umsetzen“, schrieb Tillich freundlich. Die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Friedel will nun offiziell per parlamentarischer Anfrage wissen: „Wer ist mit der Formulierung ,wir’ gemeint?“ Und so warten auch wir nun gespannt auf die Antwort aus der Regierungszentrale