Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 20.04.2010
Thammenhain: Missbrauchs-Fall sorgt im Landtag für Nachspiel
Dresden. Die Missbrauchs-Vorwürfe gegen Beschäftigte des ehemaligen Kinderheims in Thammenhain haben ein parlamentarisches Nachspiel. Der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle reichte gestern eine Kleine Anfrage zum Thema ein. In fünf Unterpunkten will er von der Staatsregierung wissen, welche Konsequenzen diese aus den Meldungen zieht. Indirekt fordert Nolle Schwarz-Gelb dazu auf, einen runden Tisch zur Aufarbeitung zu unterstützen beziehungsweise zu initiieren.
Gleichzeitig will der SPD-Mann wissen, "welche konkreten Maßnahmen die Staatsregierung bereits zur Aufklärung der zahllosen Misshandlungen in privaten, kirchlichen und staatlichen Einrichtungen in Sachsen ergriffen" habe. Dabei geht es Nolle darum, den "traumatisierten Missbrauchsopfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen".
Am Wochenende hatte ein ehemaliges Heimkind die katholische Einrichtung in Schloss Thammenhain bei Wurzen schwer belastet (diese Zeitung berichtete). Demnach sollen dort zu DDR-Zeiten Kinder von Schwestern und Erzieherinnen systematisch gequält und gedemütigt worden sein. Zu den Schikanen Ende der 50er Jahre gehörten Stockschläge, Kinder wurden gezwungen, stundenlang nackt in eiskaltem Wasser zu stehen. Das Heim wurde damals vom Orden der Borromäerinnen geführt.
Das Bistum Meißen-Dresden sowie der Caritasverband hatten am Wochenende mit Betroffenheit reagiert. Gestern bot der Caritasverband Betroffenen per offizieller Mitteilung weitere Hilfen an. Für Gespräche stehe er persönlich zur Verfügung, sagte Direktor Matthias Mitzscherlich in Dresden. "Wir wollen mit den Opfern sprechen und alles dafür tun, dass die Vorkommnisse lückenlos aufgeklärt werden." Auch aus damaliger Sicht seien manche Erziehungsmethoden absolut nicht akzeptabel gewesen, so Mitzscherlich.
von Jürgen Kochinke
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Missbrauchs-Opfer von Thammenhain können sich beim Caritasverband melden unter Tel. 0351/4983766 oder 0177/2362401.