Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 03.04.2001

König und Gesinde

"Kritik an seiner monarchischen Amtsführung empfindet Biedenkopf als kleinlich."
 
DRESDEN. Eigentlich ist es ein abgedroschener Vergleich: Das Bild von König Kurt, der gütig und weise und fast wie im Märchen sein schönes Reich führt. Viele Sachsen idealisieren ihren Ministerpräsidenten gerne auf diese Weise. Er selbst hat sich nie gegen diese Gleichsetzung gewehrt. Und seine Frau Ingrid hat gerne und mit viel Leidenschaft die Rolle der Königin gespielt. Sie nimmt sich der Sorgen und Probleme vieler Sachsen an und versucht zu helfen, wo die Behörden nur noch mit den Schultern zucken. Wenn jemand Tag für Tag so viel für das Land tut, dann ist die Versuchung groß, für sich Sonderrechte in Anspruch zu nehmen. Aber wo sind die Grenzen? In keinem anderen Bundesland jedenfalls hat der Ehepartner des Ministerpräsidenten direkten Zugriff auf Köche, Putzhilfen oder andere Bedienstete, die beim Staat angestellt sind. Nicht einmal der Bundespräsident, der wesentlich mehr Gäste zu bewirten hat als der Freistaat Sachsen, leistet sich diesen Luxus. Denn es ist natürlich wesentlich günstiger, bei Bedarf das Essen von einem Gastronomiebetrieb liefern zu lassen, als das ganze Jahr über einen Koch zu beschäftigen. Die Trennung von privater und dienstlicher Beschäftigung dieser Angestellten wird am Hofe Biedenkopf nicht einmal versucht. Schließlich sei man immer im Dienst für den Freistaat, heißt es. Als ob dies nicht auch für andere Ministerpräsidenten und deren Ehefrauen gilt! Kritik an seiner monarchischen Amtsführung hat Biedenkopf stets als kleinliche Majestätsbeleidigung empfunden. Und natürlich geht der Freistaat nicht an den 300 000 Mark zu Grunde, die Biedenkopfs Gesinde den Steuerzahler kostet. Aber wie glaubwürdig ist eigentlich eine Politik, die staatliches Handeln nur im Kernbereich will, ansonsten aber zu Recht auf Privatisierung setzt? Wie will die sächsische Regierung den Waldarbeiter davon überzeugen, dass staatliche Wälder
von privaten Betrieben betreut werden können, wenn der Dresdner Hof ein schlechtes Vorbild gibt?
(Christian Striefler)