Karl Nolle, MdL
www.radioszene.de, 25.09.2011
MDR-Intendantenposse: Lieblingskandidat der sächsischen Staatskanzlei zahlte nur ungern GEZ-Gebühr
Bernd Hilder, noch Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung, aussichtsreichster Kandidat für den Intendantenposten des MDR, hat ein massives Intrigenproblem: Jemand (wer auch immer) spielte der Magdeburger Volksstimme einen GEZ-Antrag zu, den Hilder 2005 ausfüllte. Der offenbart möglicherweise zweierlei: Einmal, dass der wahrscheinlich künftige Oberstaatsfunker nur ungern seine Zwangsgebühr zahlte. Zum anderen, dass er jahrelang offenbar gar nicht zahlte. Damit ist Hilder eine wandelnde Bestätigung für den Spruch, laut dem das Sein das Bewusstsein bestimmt.
Bei der Frage, ob er GEZ-Gebühren zahle, kreuzte er “ja” an. Von Hand schrieb er daneben: “leider”. Freiwillig hat er sich den Fragebogen nicht besorgt. Zwei Mal kreuzten GEZ-Schnüffler bei ihm auf, schreibt die Volksstimme und weist süffisant darauf hin, Hilder sei 2003 nach Leipzig gezogen. Das soll wohl heißen: von 2003 bis 2005 könnte er es versäumt haben, seiner Pflicht als Zwangsabonnent des Staatsfunks zu genügen.
Hilder ist der einzige Kandidat, der sich morgen, Montag, zur Wahl stellt. Nominiert hat ihn der Verwaltungsrat des Senders. Der Verwaltungsrat tat das, weil Hilder der Liebling von Sachsens Staatskanzleichef Johannes Beerbaum ist, der Ansichten vertritt, die in einem demokratischen Rechtsstaat mit Gewaltenteilung nichts verloren haben.
Dass Hilder seine GEZ-Gebühren nur widerwillig zahlt, wenn überhaupt, spricht nicht gegen ihn. Das geht praktisch allen Deutschen so. Dass er sich mir nichts dir nichts für ein bequemes Salär von 200.000 Euro nebst generöser Altersvorsorge kaufen lässt, dagegen schon. Seine Wahl ist nach der unbequemen Enthüllung unsicher geworden. Schon jetzt darf aber als gesichert gelten, dass ein Rufschaden an ihm kleben bleibt.
Hilder hat unterschätzt, was für eine Schlangengrube so eine Dreiländeranstalt ist. Warum sickert sein alter GEZ-Antrag ausgerechnet in Magdeburg an die Oberfläche? Versuch einer Antwort: Weil die Sachsen-Anhaltiner es möglicherweise nicht so lustig finden, dass der Intendant auch ihrer Anstalt so offensichtlich sächsisch ist. Sollte der LVZ-Chef tatsächlich geglaubt haben, er könne den MDR führen wie eine Zeitungsredaktion? Sollte er den Quatsch von der Staatsferne wirklich geglaubt haben? Daran, dass journalistische Kompetenz wichtiger sei als politisches Klüngeltalent? So viel Naivität wäre kaum zu fassen.
Veröffentlicht am 25. Sep. 2011 von Christoph Lemmer unter Bitter Lemmer: christoph@radioszene.de
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> PDF Dokument: Bernd Hilders GEZ Fragebogen - Echt oder gefälscht?
Anmerkung Nolle
Das dreiseitige PDF GEZ Dokument ist anonym zugegangen. Die Echtheit des Dokumentes konnte von mir nicht geprüft werden. Wenn es eine Fälschung sein sollte, dann eine sehr professionelle. Die Sache ist aber so oder so ein Skandal.