Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 08.10.2011

Rentenreport: Altersarmut in Sachsen nimmt zu

Volkssolidarität legt erstmals eigene Untersuchung für Freistaat vor / Forderung nach Mindestlöhnen
 
Dresden. Die sächsische Volkssolidarität warnt vor einer deutlichen Zunahme der Altersarmut in Sachsen. Landesvorsitzender Olaf Wenzel forderte deshalb gestern unter anderem eine sofortige Angleichung der Renten in Ost und West sowie die Einführung von Mindestlöhnen.

Bei seinen Forderungen stützte sich Wenzel auf eine erstmalig vorgelegte Studie zu den Renteneinkommen in Sachsen, die das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum Berlin-Brandenburg im Auftrag der sächsischen Volkssolidarität erstellt hat. Wie Hanna Haupt vom Forschungszentrum sagte, stieg demnach in Sachsen der Anteil der von Armut bedrohten über 65-Jährigen zwischen 2005 und 2009 von 7,2 auf neun Prozent an. Diese Personen verfügen über weniger als 60 Prozent eines Vergleichseinkommens. Bei der rentennahen Altersgruppe der 50- bis unter 65-jährigen Sachsen sind laut Studie aktuell 20,3 Prozent armutsgefährdet.

Hintergrund dafür sind unter anderem Langzeitarbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse (Ein-Euro- oder Mini-Jobs) und Niedriglöhne. Damit sinke auch die Höhe der später zu erwartenden Rentenzahlungen. Seit dem Jahr 2000 sind die tatsächlich ausgezahlten Altersrenten für Neurentner in Sachsen um 61 Euro (Männer) gesunken.

Die verschiedenen gesetzlichen Maßnahmen des Bundes zur Dämpfung des Rentenanstiegs und die Verschiebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre würden den Trend zu niedrigeren Rentenzahlungen und damit drohender Altersarmut zudem immer weiter verschärfen, erklärte Haupt.

Volkssolidaritätschef Wenzel forderte deshalb die Politik zum Handeln auf. Die Rentendämpfungen müssten zurückgenommen und die Renten in Ost und West angeglichen werden. "Wenn man feststellt, Dinge funktionieren nicht, muss man neu nachdenken", sagte der Chef des Verbandes, dem in Sachsen 130000 Mitglieder angehören. Er fordert zudem die Einführung von Mindestlöhnen. "Wer mehr verdient, kann auch mehr Rentenbeitrag zahlen", sagte er. Die Rente müsse ein den "Lebensstandard sicherndes Niveau" haben. Auch mit Riester- oder Betriebsrenten sei das in Sachsen, wo es derzeit 1,1 Millionen Altersrentner gibt, für arme Menschen nicht zu schaffen.
von Ingolf Pleil