Karl Nolle, MdL

Süddeutsche Zeitung/ Online, 09.05.2001

E-mail an Kurt Biedenkopf

Kommentar von Oliver Bantle
 
Sehr geehrter Herr Biedenkopf,
wie bekommt man den Altbauern dazu, sich endgültig aufs Altenteil zurückzuziehen? Das haben Sie vor rund einem Jahr süffisant gefragt.

Mit dem Altbauern meinten Sie damals den CDU-Übervater Helmut Kohl. Vermutlich empfinden Sie alleine den Gedanken despektierlich, dass Sie heute selbst in der Position des halsstarrigen, uneinsichtigen Altbauerns sind.

Wahrscheinlich werten Sie es auch als Majestätsbeleidigung, wenn Sie nun über so profanen Dinge Auskunft geben müssen wie Miete, Dienstwagen, Koch, Gärtner, Putzfrau, private Einkaufsfahrten Ihrer Frau oder eine angeblich „schwarze Kasse“ aus Zeiten, in denen im Regierungsgästehaus noch das halbe Kabinett wohnte.

Vielleicht ahnen Sie aber auch, dass es im Kern gar nicht um die konkreten, manchmal kleinlichen Vorwürfe geht.

Das Zentrum Ihrer „Mietaffäre“ sieht doch so aus: Erstens: Ihre politischen Gegner trauen sich erstmals, Ihnen das alles vorzuwerfen. Zweitens: Ihre Parteifreunde verteidigen Sie nur halbherzig. Drittens;: Sie selbst müssen machtlos zuschauen, wie Ihr Image als selbstloser, weiser und gütiger Landesvater in dramatischer Geschwindigkeit bröckelt.

Herr Biedenkopf, vor einigen Jahren sagten Sie einmal sinngemäß, im Prinzip sei es sei Ihnen egal, ob ein Mitarbeiter sein Dienstfahrzeug für private Fahrten nutzt – wenn Sie mit dem Mitarbeiter zufrieden sind und ihn halten wollen. Erst wenn Sie ihn loshaben wollen, dann interessieren Sie sich dafür.

Herr Biedenkopf, Ihren Wählern und Ihren Parteifreunden geht es nicht anders.

Mit freundlichen Grüßen
Oliver Bantle