Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 13.12.2011
Musik zu aggressiv? Seltsame Anklage gegen Jugendpfarrer
Die Anklage gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König im Zusammenhang mit der Demonstration vom 19. Feb-ruar 2011 nimmt immer seltsamere Züge an. Dem Pfarrer wird unter anderem vorgeworfen, aggressive Musik gespielt zu haben!
Dresden/Jena. „Keine Macht für Niemand!“ Der Kultsong der Deutschrocker von „Ton, Steine, Scherben“ aus den Siebzigern wird fast auf jeder Demo in Deutschland gespielt. In Sachsen allerdings kann das Abspielen, wie im Fall König, dazu führen, dass der Staatsanwalt aktiv wird. Dem Geistlichen wird das Abspielen von „Musik mit aggressiven anheizenden Rhythmen“ vorgeworfen, die zur Gewalt aufwiegeln würden, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Die Anklageschrift bezichtigt den Jenaer Jugendpfarrer gar eines „besonders schweren Falls von Landfriedensbruch“. Darauf steht eine Strafe von sechs Monaten bis zehn Jahren Haft.
Angeblich habe König, so die Süddeutsche, auch aufwieglerische Worte während der Demonstration über seinen blauen VW-Bus übertragen. Der Bus des Pfarrers sei quasi die „Führungszentrale“ der gewaltbereiten Linksextremen gewesen. Als Beweis gebe die Staatsanwaltschaft an, dass auf dem Bus eine Fahne geschwenkt worden sei. Auch ein Steinewerfer, der angeblich am Bus stand, werde König angelastet: Strafvereitelung sei dies gewesen.
Das Handy eines Linksaktivisten sei ebenfalls im Vorfeld des 19. Februar ermittelt worden, das auf König registriert gewesen sei. Laut Süddeutscher Zeitung benutzte dieses Königs Tochter Katharina. Da die Abgeordnete der Linken im Thüringer Landtag aber nicht so leicht zu observieren war, geriet wieder ihr Vater ins Visier: So seien Lothar König selbst und sein VW-Bus am Demo-Tag akribisch beobachtet worden. (JU)