Karl Nolle, MdL

Agenturen, dapd, 16.03.2012

Bunter Protest gegen Thor-Steinar-Filiale in Chemnitz - Bündnis plant weitere Aktionen

 
Chemnitz (dapd-lsc). Mehr als 300 Menschen haben am Freitag in Chemnitz gegen ein Geschäft demonstriert, das die bei Rechtsextremen beliebte Modemarke «Thor Steinar» führt. Vorwiegend jugendliche Demonstranten machten knapp zwei Wochen nach den Anti-Neonazi-Protesten zum 67. Jahrestag der Bombardierung von Chemnitz erneut deutlich, dass sie keine Rechten in Chemnitz wollen.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Hanka Kliese wertete es als gutes Zeichen, dass der Laden der rechten Szene wegen der Demonstranten am Nachmittag kurzfristig geschlossen hatte. «Wir wollen, dass er für immer verschwindet», sagte Kliese auf einer Kundgebung vor dem Geschäft. Zu der Demonstration für kulturelle Vielfalt und gegen Rechtsextremismus im Chemnitzer Stadtteil Brühl hatte das Bündnis «Bunter Brühl» aufgerufen.

Bürgerproteste hatten in Leipzig vor einigen Jahren einen «Thor-Steinar»-Laden zum Aufgeben gezwungen. Dies sei aber ein langer, steiniger Weg gewesen, sagte die Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe (SPD) auf der Kundgebung. «Wir brauchen den aktiven Widerstand gegen Neonazis in unserem Land», machte Kolbe den Chemnitzern Mut. «Thor Steinar» sei ein Statement und eine Provokation.

Anwohner Fürchten ein Ausbreiten der rechten Szene

Stadtteilmanager Urs Luczak glaubt, dass der Modeladen in dem Stadtteil eine Einzelerscheinung ist. «Der Brühl ist anders», sagte er am Rande der Veranstaltung. Das innenstadtnahe Gebiet beginne gerade, sich als Viertel für Studenten und Kreative wieder zu beleben. Anwohner indes befürchten, dass die rechte Szene mit dem Laden ihren Aktionsradius ausweiten will. In Chemnitz gibt es unter anderen zwei Modeläden und ein Musikgeschäft, die entsprechende Produkte vertreiben sowie ein NPD-Schulungszentrum.

Die «Antifaschistische Aktion Karl-Marx-Stadt» hält die von Kliese initiierte Veranstaltung zudem für halbherzig. Widerstand gegen Neonazis müsse einem klaren antifaschistischen Ansatz folgen, sagte eine Sprecherin. «Bunte Aktionen» und eine allgemeine Anti-Extremismus-Haltung genügten nicht.

Das Geschäft am Brühl hatte zunächst den Namen «Brevik» getragen, der an den norwegischen Massenmörder Anders Breivik erinnerte. Nach Protesten war das Schild in der vergangenen Woche abgenommen worden. Seitdem trägt das Geschäft den Namen «Tønsberg». Dem Vernehmen nach sucht der Vermieter jetzt Unterstützung, um das Mietverhältnis kündigen zu können. Das Brühl-Bündnis will nächsten Donnerstag über weitere Aktionen beraten.