Karl Nolle, MdL

spiegel-online, 15:00 Uhr, 24.07.2012

Kaufkraft der Deutschen ist so niedrig wie 1991

 
Drei Minuten muss der Durchschnittsdeutsche für eine Flasche Bier arbeiten. Das war auch schon vor 20 Jahren so. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hat sich die Kaufkraft kaum verändert. Die Inflation hat die Steigerung der Nettolöhne aufgefressen.

Köln - Die Nettostundenlöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind zwischen 1991 und 2011 um 45 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Doch sind im gleichen Zeitraum auch die Verbrauchspreise um 43 Prozent nach oben gegangen. Die Daten von 1991 beziehen sich dabei auf Westdeutschland.

Unter dem Strich kann sich ein durchschnittlicher Arbeitnehmer also kaum mehr leisten als vor 20 Jahren. Oder anders ausgedrückt: Er muss heute für einen identischen Warenkorb genauso lange arbeiten wie zu Beginn der neunziger Jahre.

Allerdings entwickelten sich die Preise der Produkte laut der Studie extrem unterschiedlich. Eine Flasche Kölsch hatte damals wie heute einen Gegenwert von drei Arbeitsminuten an der Werkbank oder im Büro.

Andere Produkte haben sich aber teils deutlich weniger verteuert als der übrige Alltagsbedarf. Um ein Kilogramm Schweinekotelett kaufen zu können, genügte 2011 eine halbe Stunde Arbeit - vor 20 Jahren waren es den Angaben zufolge noch 36 Minuten. Auch Textilien und Schuhe sind heute vergleichsweise billig. Für Damen-Pumps muss heute eine Dreiviertelstunde weniger gearbeitet werden als noch 1991, bei Herrenanzügen beläuft sich die Arbeitszeitersparnis laut der Studie sogar auf mehr als fünf Stunden.

Stark verteuert hat sich hingegen der Sprit fürs Auto. Für einen Liter Superbenzin muss nun sechs statt vier Minuten gearbeitet werden. Für eine durchschnittliche Tankfüllung bedeutet das fast zwei Stunden Mehrarbeit.

stk/dpa/dapd