Karl Nolle, MdL

welt.de, 25.09.2012

Sachsens Verfassungsschutz hatte Kontakt zu Thomas S.

 
Der Berliner V-Mann Thomas S. war ein begehrter Gesprächspartner der deutschen Sicherheitsbehörden. Auch das Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz wollte Kontakt zu dem langjährigen Neonazi und engen Vertrauten des NSU-Trios aufnehmen und stattete ihm deshalb am 10. Juli 2001 einen Besuch in seiner Dresdner Wohnung ab. Dies teilte das Landesamt auf Anfrage der "Welt" mit. Zuvor hatte S. der "Welt am Sonntag" gesagt, sächsische Verfassungsschützer hätten versucht, ihn anzuwerben, was er aber abgelehnt habe. Das Landesamt bestätigt diese Darstellung im Grundsatz, betont aber, es sei keine Anwerbung sondern nur "ein einmaliges Informationsgespräch" geplant gewesen. Worüber mit S. vor gut zehn Jahren gesprochen werden sollte, ließ die Behörde offen.
 
In der Affäre um S. musste sich der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) am Montag erneut vor dem Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses rechtfertigen. Er steht in der Kritik, weil er dem NSUUntersuchungsausschuss des Bundestages die V-Mann-Tätigkeit von S. über Monate hinweg verheimlicht hatte. Henkel sagte, er sei nicht immer mit der "notwendigen Sensibilität" vorgegangen. Auch die Linksfraktion in Sachsen will eine Sondersitzung des Innenausschusses beantragen. Sie vermutet, dass das sächsische Landeskriminalamt ebenfalls in die Affäre um V-Mann Thomas S. verwickelt ist.