Karl Nolle, MdL
Agenturen, dapd, 22:19 Uhr, 14.02.2013
Dresdner erinnern an Zerstörung ihrer Stadt - 10.000 Menschen reihen sich in kilometerlange Kette - Demonstranten verhindern Neonazi-Aufmärsche
Dresden (dapd-lsc). Rund 15.000 Menschen haben in Dresden an die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert und sich zugleich gegen Rechtsextremismus bekannt. Trotz Schnee und Kälte reihten sich am Mittwoch über 10.000 Dresdner in eine Menschenkette um die Altstadt ein, unter ihnen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und weitere Kabinettsmitglieder. Die Dresdner hätten erneut ein beeindruckendes Zeichen zum Gedenken an die Opfer gesetzt, sagte Tillich.
Die Aktion versteht sich auch als Protest gegen die jährlichen Aufmärsche von Neonazis zum Gedenktag. Das linke Bündnis «Dresden Nazifrei» hatte zudem angekündigt, den erneuten Aufzug von Rechtsextremen mit Straßenblockaden zu stoppen. Und so kam es dann auch. Wie in den Vorjahren marschierten am Abend Anhänger der rechten Szene in der Stadt auf. Nach Polizeiangaben versammelten sich 400 Neonazis in der Nähe des Zoos und gut 300 am Hauptbahnhof. Der Großteil von ihnen wurde von insgesamt etwa 5.000 linken Demonstranten am Weitermarsch gehindert. Ursprünglich war mit 1.000 Neonazis gerechnet worden.
Über 3.000 Polizisten sorgten für Sicherheit. Insgesamt blieb die Lage friedlich. Nur einmal drohte die Situation am Bahnhof zu eskalieren, als sowohl aus dem linken als auch dem rechten Lager einige Silvesterraketen und Leuchtfeuer gezündet wurden. Ansonsten bewarfen sich Linke und Rechte während der dreistündigen Blockaden vereinzelt mit Schneebällen und skandierten Parolen. Krawalle gab es nicht.
Dresden erinnert alljährlich am 13. Februar mit ganztägigen Veranstaltungen an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Bereits am Morgen brannten an der Frauenkirche und auf dem Altmarkt Kerzen für die Opfer. Alliierte Bomber griffen die Stadt in der Nacht vom 13./14. Februar 1945 an und legten weite Teile in Schutt und Asche, darunter die historische Altstadt. Bis zu 25.000 Menschen kamen dabei ums Leben.
Weiße Rosen für die Opfer des Krieges
Bei einer offiziellen Gedenkfeier auf dem Heidefriedhof hob Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) die Bedeutung der Erinnerung an die Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges hervor. Sie sei notwendig für die Versöhnung. «Es ist unerträglich, dass Rechtsextremisten aller Art versuchen, unser Gedenken an die Zerstörung der Stadt zu missbrauchen für ihre Hass- und Rachefeldzüge», sagte sie. An der Gedenkmauer auf dem Heidefriedhof, wo viele Opfer des Bombenangriffes bestattet sind, legten rund 250 Menschen weiße Rosen nieder.
Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter des diplomatischen Corps der USA und Großbritanniens. Am Nachmittag beteiligten sich nach Angaben des Bündnisses «Dresden Nazifrei» rund 3.000 Menschen an einem Mahngang «Täterspuren». Mit Transparenten zogen sie an Orten vorbei, die an die Unterdrückung und Gräuel des NS-Regimes erinnern. Zu den Teilnehmern zählten auch die Chefin der Linkspartei, Katja Kipping, und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek.
Kipping sagte: «Es ist eine gute und wichtige Sache, nicht nur der Opfer der Bombardierung, sondern auch der Opfer der faschistischen Gewalt zu gedenken». Für den Abend luden die Kirchen zum traditionellen ökumenischen Friedensgottesdienst ein. In jedem Jahr läuten danach alle Dresdner Kirchenglocken, um an den damaligen Zeitpunkt der Angriffe zu erinnern.
Von Marius Zippe und Gregor Klaudius
dapd/T2013021350568/zim/sah/grk/ddu
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