Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 14.01.2014

Nach Chaos-Listenparteitag - SPD-Chef Dulig wittert Intrige

 
DRESDEN  -  In der SPD fliegen die Fetzen: Intrigenvorwürfe,  Verschwörungstheorien und Beschimpfungen werden unter den Genossen im Internet offen ausgetauscht. Grund: der Listenparteitag am Sonnabend, auf dem der Abgeordnete Pecher vom sicheren Platz 7 weggeboxt wurde.

Martin Dulig wurde am Sonnabend zum SPD-Spitzenkandidaten gewählt: 2004 sprang er via Kampfkandidatur selbst von Listenplatz 31 auf Platz 3.

 Nach der für die SPD desaströsen Landtagswahl 2009 rief Parteichef Martin Dulig den Slogan „Wegen Umbau geöffnet" aus. 2012 gab es eine parteiinterne „Demokratieoffensive". Gestärkt wollte man in die Wahlen 2014 ziehen.

Doch nun herrscht Chaos! Auslöser: Der Landtagsabgeordnete Mario Pecher (Zwickau) wurde vom Dresdner Polizisten Albrecht Pallas via Kampfkandidatur vom sicheren Listenplatz 7 gekippt. Die Mehrheit votierte für Pallas. Für viele SPDIer, vor allem' Mitglieder der ersten Stunde, ein „unglaublicher Vorgang". Auch andere Kandidaten des Parteivorstandes wurden von den 80 Delegierten „durchgereicht". Ex-Parteichef Thomas Jurk trat entrüstet als Görlitzer Kreis-Chef zurück.

Die SPD-Facebookseiten laufen über mit Anschuldigungen: „Intrige", „Deals", „Verarschung", „Absprachen zwischen Jusos, Leipzig und Dresden" und „Dominanz der großen Städte". Auch Dulig schreibt: „Das war ein Angriff auf Mario Pecher und auf Zwickau."

Der Frust trifft vor allem die Dresdner SPD-Chefin Sabine Friedel, die als Pallas-Strippenzieherin gilt: „Ich bin schockiert, was die letzten Tage abgeht. Dabei müssen wir jetzt zusammenhalten. Die CDU ist unser Gegner, nicht wir selbst."
 
Mario Pecher wurde von den Delegierten vom sicheren Listenplatz 7 auf Platz 15 „durchgereicht".

Parteichef Dulig versucht nun ebenfalls zu beruhigen: „Es ist eine gute Liste, auch
wenn ich ein paar andere Kandidaten hatte. Aber es ist ein sehr gutes Angebot für Sachsen." Um die Partei schnell zu befrieden, wird am Freitag der Landesvorstand nach Dresden einberufen.
 
Von Jens Jungmann