Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 25.01.2014
Der hundertjährige Krieg
Satirischer Nachschlag von Wolfgang Schaller
Hurra! Uns fehlt der vaterländische Patriotismus! Das feiern wir.
Wir feiern in diesem Jahr den hundertsten ersten Weltkrieg. Mit dieser Feier feiern wir jene Kriegsbegeisterung unseres Volkes, die vielen heute abhanden gekommen ist Unter denen, die den Krieg als Geschenk empfanden und die riefen Jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuss ein Ruß!", befanden sich Dichter und Denker von Thomas Mann über Rilke und Hesse bis Ernst Jünger, der in seinem „Stahlgewitter" über den Krieg schrieb: „Ein fröhliches Schützengefecht auf blumigen, blutbetauten Wiesen.. Kein schöner Tod auf dieser Welt." Und Gerhart Hauptmann dichtete: „Eh ich nicht durchlöchert bin, kann der Feldzug nicht geraten."
Wo finden wir heute noch bei deutschen Männern solch heldenhaftes Pathos? Stattdessen nur Weicheier: Links ein Ohrring, rechts toupiert und am Hintern als Tattoo ein Maiglöckchen. Ich kenne das noch aus unseligen DDR-Zeiten. Da konnten Männer um die Planerfüllung kämpfen oder um die goldene Hausnummer. Da konnten sie „Held der Arbeit" werden. Aber vor hundert Jahren kämpften Helden für Volk und Vaterland. Und wenn sie Glück hatten, landeten sie im Heldengrab. Und da gab's dann kein Gejammer mehr
Auch beim Führer durften Männer noch hart wie Kruppstahl sein. Und was ist heute, da unsere Soldaten nicht von einem Führer geführt werden, sondern von Ursula von der Leyen? Die von einer Armee mit Elternteilzeit und Kinderbetreuung träumt? Hermann der Cherusker träumte noch den süßen Tod des Soldaten: „Im Schatten einer Wodanseiche den schönen Tod des Helden sterben." Ja, wie denn, wenn er seinen Sohn von der Kita abholen muss? Wie, wenn er nach einer Dreitagewoche zum Feind sagt: „Tschüss, ich schieße nächste Woche wieder." So gewinnt man doch keinen Krieg! Legte etwa der Führer die Schlachten in Stalingrad auf fünf Uhr nachmittags fest? Und gab's Waffenruhe, wenn die Tagesmutti krank war?
Eine Frau, die vor ihrer Truppe steht und schreit „Ruhe im Gliedf"? Eine Frau, die talkshowgereift ihre Gegner derart mit Worten zuballert dass selbst die Taliban vor Schreck flüchten würden? Einst war der Soldat ein geachteter Beruf Tucholsky meinte zwar „Soldaten sind Mörder", aber selbst das sagt doch nur aus, dass Soldat ein Berufwie kein anderer ist.
Aber unter dieser Truppenursel sind plötzlich Soldaten ganz gewöhnliche Eltern. Familienfreundliche Armee? Hört sich das noch an nach Bein wegbomben oder Schädel wegschlagen? Da wird der Soldatenehrendienst zu einem ganz gewöhnlichen Job. So wie der Bäcker sagt: „Ich geh jetzt Brötchen backen", sagt einer „Ich gehe jetzt Leute erschießen". Einst schoss der Soldat für Kaiser, Volk und Vaterland. Oder für den Führer. Oder er sollte als Volksarmist den Klassenfeind bekämpfen. Und der hieß Strauß. Oder Kohl. Das waren Zielscheiben. Und die Frau mit dem Dreiwettertaft auf dem Kopf sagt nicht mal, warum und wo man Leute erschießen soll. Sollen sie Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigen oder in der afrikanischen Pampa? Sollte sie unsren Jungs nicht lieber sagen: „Ab in die Arktis, dort findet man Erdöl! Der Russe steht schon vor Grönland! Also ab im Schlittenpanzer. Da wird der Russe überrodelt!" Das wäre doch eine Herausforderung für Helden.
Aber nun hat ja Frau von der Leyen sich doch noch zu deutscher Ordnung und Disziplin bekannt: „Meine sieben Kinder haben viel Ordnung in mein Leben gebracht. Früh um sechs stehen die Kinder vor dem Bett. Disziplin bedeutet, für andere verlässlich zu sein, und nicht nur, wenn man Lust hat. Das zeichnet auch die Soldaten aus." Na bitte, es geht doch.