Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 21.06.2014

Zum Landtag bitte rechts abbiegen!

 
Sachsens Neonazis haben einen neuen Unterschlupf – nur der Komfort lässt Wünsche offen. SZ-Redakteur Gunnar Saft in der Rubrik „Sächsisch betrachtet“.

Sachsens Landeshauptstadt stand kürzlich einige Stunden kopf. Der Internet-Riese Google war Spaßvögeln auf den Leim gegangen und hatte der Dresdner Waldschlößchenbrücke auf der offiziellen Landkarte den Namen eines US-amerikanischen Altrockers verpasst. Das war lustig. Anders als der jüngste Vorfall, bei dem Sachsens Landtag auf Bitten der Polizei zu einem Asylheim für gestresste Neonazis umfunktioniert wurde. Mal sehen, welche Bezeichnungen nun für unser Parlament demnächst auf Google-Maps im Internet auftauchen. Meine Vorschläge: „Zur alten Reichskanzlei“ oder „Gasthaus am rechten Fleck“.

Den braunen Gästen dürfte der rettende Rückzug ins Haus der Demokratie jedenfalls in guter Erinnerung bleiben. Vor allem, weil sie sich im Landtag ausgerechnet im Raum A 088 verbergen durften. Wo lässt es sich schöner von der guten alten Zeit träumen als dort? Was fehlte, war allein ein Führer. Doch leider hatte der Besucherdienst des Parlaments schon Feierabend und der NPD-Fraktionsvorsitzende offenbar keine Lust, seinen Anhängern zu zeigen, wo er zurzeit gutes Geld verdient. Die Hausbesichtigung fiel also aus. Vielleicht gibt es die ja bei der nächsten Flucht.

Doch weil Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) mittlerweile beteuert, ihm sei es völlig egal, wer sich unter das Dach seines Hauses rettet, wird es für die flüchtenden Rechten beim nächsten Mal vielleicht schon eng. Was, wenn der Raum A088 dann bereits belegt ist? Was, wenn der Besucherdienst erneut freimacht und der NPD-Fraktionschef wieder zu faul ist, den Führer zu spielen? Dann muss Google Maps helfen – mit einer neuen Fluchtroute.

Von Gunnar Saft