Karl Nolle, MdL
Freie Presse - Plauener Zeitung, 05.07.2014
Nebelschwaden überm Sachsensumpf
Drei Untersuchungsausschuss-Mitglieder sehen weiteren Aufklärungsbedarf und schildern Details einer Befragung.
Plauen/Reichenbach - Das Vogtland Kapitel im so genannten Sachsesumpfskandal "ist bis heute nicht aufgearbeitet worden". Das erklärten die Landtagsabgeordneten Karl Nolle (SPD), Klaus Bartl und Enrico Stange (beide Linke) übereinstimmend am Donnerstagabend während einer Podiumsdiskussion in Plauen.
Im vollbesetzten Saal der Jugendherberge Alte Feuerwache zeichneten die drei Mitglieder des Sachsen Sumpf Untersuchungsausschusses flankiert vom Enthüllungsjournalisten Jürgen Roth, das Bild von Akteuren in Justiz und Politik die mafiöse Strukturen gewähren ließen, die Täter geschont, Opfer und engagierte Ermittler indes zu Sündenböcken abgestempelt hätten.
Karl Nolle, bekannt als Aufklärer der Vorgänge um die zusammengebrochene Landesbank, kündigte gerichtliches Vorgehen einiger jener Sündenböcke an. Dabei spielen insbesondere die geschasste Verfassungsschutzmitarbeiterin Simone Henneck-Skroch eine Schüsselrolle.
Als Nolle eine Befragung durch den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Reinhard Boos schilderte, stockte den Zuhörern der Atem. Die aus Reichenbach stammende Exstaatsanwältin sei im Juni 2007 durch "vordemokratische Verhörmethoden physisch und psychisch zerstört" worden so Nolle.
Während der damalige Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) Skroch bis Boos Amtsantritt ermuntert und mehrfach geehrt habe, sei es binnen weniger Tage umgekippt. Skroch sei zum Zeitpunkt des Verhörs schwer erkrankt. Nolle: "das ist der wahre Sachsensumpf."
Vom Podium und aus dem Publikum hagelte es Kritik an Teilen der Justiz, an insbesondere überregionalen Medien und ganz besonders an der Sachsen CDU, die möglichst schnell den Mantel des Schweigens über schier unglaubliche Vorgänge ausbreiten wolle. Dabei gab es eine Solidarisierung mit Kathrin Schauer, der Chefin des gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel eintretenden Karo-Vereins. Schauer hatte mit dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet. Seit dem das bekannt geworden ist, sei sie erheblichen Anfeindungen ausgesetzt.
von Ulrich Riedel