Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, Leserbriefe, Seite B8, 09.07.2014
Ein Skandal „ungeheuren Ausmaßes"
Zu den Berichten "Abgetaucht im ,Sachsensumpf" und „Zwei Sichtweisen zum ,Sachsensumpf" haben zwei Leser uns ihre Meinung mitgeteilt.
Spitze von vielen Eisbergen
Leider müssen wir in einer Welt leben, die von Lobbyismus, Korruption und Verbrechen — auch Staatsverbrechen wie unter anderem die Beteiligung an Kriegen — geprägt ist. Der Fall „Sachsensumpf" ist nur eine Spitze von vielen Eisbergen und ist nur ein erneutes Beispiel für die absolute Dekadenz unserer Gesellschaft. Solchen Sumpf gibt es leider auf der ganzen Welt, und warum sollte da ausgerechnet Deutschland und in diesem besonderen Fall Sachsen eine Ausnahme bilden? Auch wenn von den politischen Repräsentanten ständig versucht wird, Deutschland als das Musterland dar-
zustellen, so gilt es doch festzustellen, dass noch entscheidender Nachholbedarf besteht.
Eine konsequente Aufarbeitung solcher Fälle ist meiner Meinung nach von den Entscheidungsträgern überhaupt nicht gewollt, im Gegenteil. Warum sind die Personen, die Ermittlungen und Ergebnisse von Verfassungsschutz und Kriminalbeamten mit allen Mitteln behindert haben, immer noch in Amt und „Würden", die Verfassungsschützer und Kriminalbeamten jedoch vom Dienst suspendiert? Warum konnten beteiligte Personen abtauchen? Warum ermittelt ein Untersuchungsausschuss seit sieben (!) Jahren wegen einer Staatsaffäre mit angeblich mafiösen Strukturen, Kinderprostitution, Mord, Geldwäsche, Immobiliendeals und Waffen- und Menschenhandel? Warum werden mehr als 15000 Aktenseiten als Verschwörungstheorie bezeichnet? Was wird wohl noch so ans Licht kommen? Auf jeden Fall muss festgestellt werden, dass hier erneut ein Skandal ungeheuren Ausmaßes vorliegt.
Helmut Kunz, Gersdorf
Wohl niemals abgeschlossen
Es war nicht zu erwarten, dass der „Sachsensumpf" auch nur annähernd eine solch akribische und übereifrige Aufarbeitung erfahren könnte, wie das beim SED-Sumpf der Fall ist, und dass sie keineswegs irgendwann abgeschlossen sein wird. Unglaubwürdig ist, dass beim „Sachsensumpf" nun alles so nicht gewesen sein soll und nur auf üble Nachrede und Falschaussagen beruht. Da sprechen die Verhinderung und die Verzögerung der Aufdeckung sowie der Umgang mit und die Ausgrenzung von Personal, das die Aufklärung ernst genommen hat, eine mehr als deutliche Sprache.
Wenn Klaus Bartl von den Linken als Ausschusschef vorgestellt wird und das (von einer Staatsanwältin) kommentiert wird mit „ohne rote Fahne" und sie eine Kommunistengefahr sieht, dann ist klar: Sachsensumpf gibt es nicht, hat es nie gegeben, wahrscheinlich nur Kommunisten, eine Verschwörung. Der Rechtsstaat ist damit wieder in Ordnung und hat sich einmal mehr nachhaltig unter Beweis gestellt. Recht haben und bekommen sind eben auch im Rechtsstaat zwei grundverschiedene Dinge.
Roland Winkler, Aue