Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 26.08.2000

"Dresden bleibt bunt"

Theater, Talk, Töne: BRN-Verein plant am 1. September Fest am Kulturpalast
 
DRESDEN. Sie sind gerade aus dem Urlaub gekommen. Franka, Stefan, Andreas und die anderen vom Verein Bunte Republik Neustadt (BRN). Haben sich erzählt, was sie erlebt haben. Was sie bewegt hat in diesem Sommer, der kein ruhiger war. In dem Menschen beschimpft, gehetzt, geschlagen, sogar getötet wurden. Weil ihre Hautfarbe dunkler, ihr Haarschnitt ungewohnt, ihr Denken anders war. Spontan dann der Entschluss des Vereins: "Das unkontrollierte Ausrasten einiger durchgeknallter Typen wollen wir nicht einfach hinnehmen." Und genau so spontan beschlossen sie: "Wir stellen ein Kultur-Fest gegen Gewalt auf die Beine. Nicht irgendwann, sondern sofort. Am 1. September, ab 15 Uhr am Kulturpalast." Motto: Farbe bekennen - Dresden bleibt bunt. Gesagt, getan. Die Zeit drängt. Binnen weniger Tage telefonierte sich die rührige Truppe durch die gesamte Dresdner Politik- und Kulturszene. Inzwischen zeigt das Programm Konturen. Stefan Schulz gestern: "Es wird eine große Kultur-Bühne geben, auf der die Töne der Welt zu hören sein werden. Salsa, Reggae, Rock." Theaterleute wie das Kabarett Breschke und Schuch und die Yenidze-Erzähler werden dort ebenfalls im Scheinwerferlicht stehen. Im Zelt nebenan soll zum Polit-Talk eingeladen werden. Mit Psychologen, Sozialpädagogen, Jugendrichtern, Eltern, Schülern. Moderiert werden die Gespräche von Redakteuren der SZ. Außerdem ist ein Welt-Basar geplant, den Vereine und Initiativen gestalten, die sich in irgendeiner Form mit Gewalt und Ausgrenzung auseinandersetzen. Betroffen sind davon nicht nur Ausländer. Betroffen sind Kinder, Frauen, Behinderte, Obdachlose. Dresdner Schüler werden zudem eine Open-Air-Galerie aufbauen. Sämtliche Akteure machen ohne Gage mit. Viele Firmen und öffentliche Häuser haben unbürokratisch Hilfe zugesagt. So stellt das Druckhaus Dresden, Karl Nolle, Plakate her, die Agentur Stroer ihre Werbeflächen zur Verfügung, das Kulturamt Stühle und Dixi seine Toiletten auf die Straße. Andreas Preuß: "Für die Technik bräuchten wir noch etwa 5 000 Mark." Wer helfen oder mitmachen möchte: BRN-Verein, Telefon 8 04 20 00.
(von Grit Moch)