Karl Nolle, MdL

Neues Deutschland - nd-Dossier, 02.05.2015

Yanis Varoufakis: Krisenpolitik in Europa - Wie ich zum erratischen Marxisten wurde"

 
Dieser Text ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den Yanis
Varoufakis beim 6. Subversiven Festival in Zagreb 2013 hielt.
(Übersetzung aus dem Englischen von Lilian-Astrid Geese)

Der Konflikt um die Krisenpolitik in Europa, die Fehler des Alten aus Trier und warum die Linken jetzt den Kapitalismus vor sich selbst schützen müssen

2008 erfasste eine zweite Welle von Krampfanfällen den Kapitalismus weltweit. Die durch die Finanzkrise ausgelöste Kettenreaktion stürzte Europa in eine Talfahrt, die bis heute andauert. Dabei bedroht die aktuelle Lage auf dem Kontinent nicht nur Arbeiter, Besitzlose, Banker, ganze gesellschaftliche Schichten oder Nationen, sondern stellt unsere Zivilisation an sich in Frage.

Wenn meine Prognose richtig ist und wir es nicht nur mit einer Konjunkturschwäche zu tun haben, die bald überwunden sein wird, muss sich die Linke entscheiden: Sollen wir die Krise des Kapitalismus in Europa als Chance begrüßen, ihn durch ein besseres System zu ersetzen? Oder ist sie uns Anlass zu so großer Sorge, dass wir eine Kampagne zur Stabilisierung des Kapitalismus in Europa starten?

Für mich kann es darauf nur eine Antwort geben: Es ist weitaus weniger wahrscheinlich, dass die Krise in Europa eine bessere Alternative zum Kapitalismus hervorbringt als dass sie gefährlich regressive Kräfte frei setzt, die ein humanitäres Blutbad verursachen und für künftige Generationen jegliche Hoffnung auf progressive Maßnahmen zunichte machen können.

Wohlmeinende Linke kritisieren mich für diese Ansicht. Sie nennen mich »defätistisch« und werfen mir vor, ich wolle ein nicht zu verteidigendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem in Europa retten. Ich gestehe: Dieser Vorwurf schmerzt. Umso mehr, als er mehr als ein Körnchen Wahrheit enthält. 

Richtig ist, dass die Europäische Union ein massives Demokratiedefizit aufweist, das – in Kombination mit dem Leugnen der Mängel in der Konstruktion ihrer Währungsunion – den Völkern Europas den Weg in die permanente Rezession geebnet hat. Ich beuge mich auch der Kritik, dass mein Werben eine Agenda impliziert, die sich auf die Annahme stützt, die Linke
sei – und dies auf Dauer – weitgehend geschlagen. Gewiss, auch mir wäre eine linke Agenda lieber, deren raison d’être darin besteht, den europäischen Kapitalismus durch ein anderes System zu ersetzen.

Ich will im Folgenden Einblicke in meine Sicht auf einen verabscheuungswürdigen europäischen Kapitalismus gewähren, dessen Zusammenbruch es, trotz seiner zahlreichen Mängel, um jeden Preis zu verhindern gilt. Mein Bekenntnis soll die Linke davon überzeugen, dass wir eine widersprüchliche Mission erfüllen müssen: den freien Fall des europäischen Kapitalismus stoppen, um Zeit zu gewinnen, eine Alternative zu formulieren.

Warum Marxist?

Als ich 1982 ein Thema für meine Dissertation wählte, konzentrierte ich mich bewusst auf ein strikt mathematisches Problem, bei dem marxistisches Denken irrelevant war. Die universitäre Laufbahn als Dozent an den traditionell wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, die ich dann einschlug, basierte auf der stillschweigenden Vereinbarung, dass ich eine Wirtschaftstheorievermitteln würde, in der Marx keinen Platz hätte. Am Ende der 1980er Jahre erhielt ich einen Lehrauftrag des Fachbereichs Ökonomie der Universität von Sydney, damit mein Mitbewerber, ein Kandidat der Linken, außen vor bliebe (was ich damals jedoch nicht wusste).

2000 kehrte ich nach Griechenland zurück und versuchte mein Glück mit dem späteren Premierminister George Papandreou. Ich wollte helfen, die erstarkende Rechte zurückzudrängen, die das Land sowohl innen- als auch außenpolitisch zunehmend in Richtung Fremdenhass trieb. Wie jeder weiß, scheiterte Papandreous Partei nicht nur beim Versuch, der Xenophobie Einhalt zu gebieten, sondern stellte am Ende mit ihrem ultraneoliberalen makroökonomischen Ansatz die Speerspitze bei der sogenannten Rettung (den »Bailouts«) der Eurozone, was, ohne dass dies intendiert gewesen wäre, die Nazis wieder auf die Straßen Athens trieb. Wenngleich ich Anfang 2006 als Berater Papandreous zurücktrat und zu einem der schärfsten Kritiker der Regierung und ihres Umgangs mit dem griechischen Zusammenbruch nach 2009 wurde, waren meine öffentlichen Stellungnahmen in den Debatten über Griechenland und Europa nicht ansatzweise marxistisch.

Angesichts dessen mag es überraschen, dass ich mich als Marxist bezeichne. Fakt ist jedoch, dass Karl Marx schon in frühester Jugend meine Weltsicht geprägt hat. Zwar verzichte ich in »besserer Gesellschaft« meist darauf, das zu erwähnen, da sich die Zuhörer bei der bloßen Nennung des M-Worts bereits abwenden, doch ich leugne es auch nicht. Da ich seit mehreren Jahren immer wieder vor einem Publikum auftrete, das ideologisch anders gepolt ist als ich, spüre ich allerdings das Bedürfnis, zu erläutern, inwiefern Marx mein Denken beeinflusst hat. Ich möchte erklären, warum ich mich nicht dafür entschuldige, Marxist zu sein, und es gleichwohl für wichtig halte, ihm in verschiedener Hinsicht leidenschaftlich zu widersprechen. Mit anderen Worten, warum es wichtig ist, ein erratischer Marxist zu sein.

Wenn ich meine ganze akademische Karriere lang Marx ignoriert habe und meine aktuellen Politikempfehlungen unmöglich als marxistisch durchgehen, warum dann gerade jetzt vom Marxismus sprechen? Die Antwort ist simpel: Selbst meine nicht-marxistische Ökonomie wird von marxistischem Denken geleitet.

Ich war schon immer davon überzeugt, dass ein linker Sozialtheoretiker den ökonomischen Mainstream auf zwei Wegen in Frage stellen kann. Einmal über immanente Kritik, indem er die Axiome des Mainstreams akzeptiert und dann ihre inneren Widersprüche aufzeigt.. Die Argumentation lautet hier: »Ich widerspreche Ihren Annahmen nicht. Doch dies sind die Gründe, warum sich Ihre Schlussfolgerungen nicht logisch von ihnen ableiten lassen.« Dies war Marx’ eigene subversive Methode in der Auseinandersetzung mit der politischen Ökonomie Englands. Er folgte Adam Smith und David Ricardo in ihren Thesen, um zu demonstrieren, dass im Kontext ihrer eigenen Prämissen der Kapitalismus von Widersprüchen geprägt ist. Der zweite Weg, den ein linker Theoretiker gehen kann, ist die Formulierung von Alternativen zu den etablierten Theorien, in der Hoffnung, dass diese ernst genommen werden.

Mir war stets klar, dass sich die Mächtigen nicht um Theorien scheren, die auf anderen als ihren eigenen Prämissen gründen. Das einzige, was konservative neoklassische Ökonomen aus der Bahn wirft und originär in Frage stellt, ist der Nachweis der inhärenten Inkonsistenz ihrer eigenen Modelle. Aus diesem Grund habe ich mich von Anfang an eher den Grundlagen der neoklassischen Theorie gewidmet, als Energie für den Versuch einer Entwicklung alternativer, marxistischer Kapitalismusmodelle aufzuwenden. Meine Gründe dafür waren, so möchte ich anmerken, ziemlich marxistisch.

Wenn man mich bittet, die Welt, in der wir leben, zu kommentieren, kann ich nicht anders, als in die marxistische Tradition zurückzufallen, die mein Denken geprägt hat, seit mein Vater, ein Stahlarbeiter, mir bereits als Kind die historischen Konsequenzen technischer Innovation beibrachte. Wie beispielsweise der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit die Geschichte beschleunigte. Wie die Erfindung des Stahls historische Zeitläufe vorantrieb. Und wie die siliziumbasierte IT sozioökonomische und historische Diskontinuitäten rasant wachsen lässt.

Schon früh begegneten mir die marxistischen Schriften, nicht zuletzt als Konsequenz der außergewöhnlichen Zeit, in der ich aufwuchs: Griechenland hatte gerade die alptraumhaften Jahre der neofaschistischen Diktatur von 1967-74 hinter sich, als ich Marx’ faszinierende Gabe, ein dramatisches Drehbuch für die Geschichte der Menschheit zu schreiben, entdeckte. Es ist dies eine Geschichte, die eigentlich von der Verdammnis des Menschen kündet und zugleich das Narrativ einer möglichen Rettung und wahrer Spiritualität ist.

Die handelnden Personen im historischen Drama, das Marx erzählte, waren Arbeiter, Kapitalisten, Beamte, und Wissenschaftler. Sie wollten Vernunft und Wissenschaft fördern, damit die Menschheit stark würde, und setzten dabei unbeabsichtigt teuflische Kräfte frei, die ihre eigene Freiheit usurpierten und unterminierten.

Diese dialektische Perspektive, in der Alles und Jedes das eigene Gegenteil enthält, und das scharfe Auge, mit dem Marx das Potenzial zur Veränderung in den sich scheinbar am wenigsten wandelnden Strukturen aufdeckte, halfen mir, die großen Widersprüche der kapitalistischen Zeit zu verstehen. Sie löste das Paradoxon einer Zeit auf, die den größten Reichtum und zugleich die bitterste Armut hervorbrachte. Im Angesicht der heutigen Krise in Europa und den USA sowie der langdauernden Stagnation des japanischen Kapitalismus übersehen die meisten Kommentatoren den dialektischen Prozess, der sich vor
ihren Augen vollzieht. Sie erkennen die Schuldenberge und die Verluste der Banken, aber vernachlässigen die andere Seite der Medaille: die riesigen Summen der aus Angst »eingefrorenen« Ersparnisse, die nicht produktiv investiert werden. Marxistische Wachsamkeit gegenüber inhärenten Widersprüchen könnte ihnen die Augen öffnen.

Ein Hauptgrund, warum die etablierte Meinung an der heutigen Realität scheitert, ist, dass sie die dialektische Spannung in der »gleichzeitigen Produktion« von Schulden und Überschuss, von Wachstum und Arbeitslosigkeit, von Reichtum und Armut, von Gut und Böse, nie verstanden hat. Marx macht uns in seinen Schriften auf diese inhärenten Widersprüche als Quellen für die List der Historie aufmerksam.

Seit meinen ersten Überlegungen als Ökonom bis heute hat mich der Gedanke begleitet, dass Marx etwas entdeckte, das im Zentrum jeder Kapitalismusanalyse stehen muss, damit sie einen Nutzen hat. Es ist dies ein weiterer inhärenter Widerspruch, der tief in der menschlichen Arbeitskraft wurzelt. Arbeit hat zwei sehr unterschiedliche Wesen: Sie existiert zum Einen als wertschöpfende Aktivität, die sich nie vorab quantifizieren lässt (und daher nicht zur Ware werden kann) und zum Anderen als Quantität (z.B. als Zahl der Arbeitsstunden), die verkauft wird und ihren Preis hat. Arbeit unterscheidet von anderen produktiven Inputs, z.B. Elektrizität, ihr doppeltes und widersprüchliches Wesen. Vor Marx vernachlässigte die politische Ökonomie diesen mit einem Widerspruch einhergehenden Unterschied, und die traditionelle Wirtschaftswissenschaft leugnet ihn noch heute.

Sowohl Elektrizität als auch Arbeit lassen sich als Ware denken. Und tatsächlich bemühen sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, die Arbeit zur Ware zu machen. Arbeitgeber nutzen ihren gesamten Einfallsreichtum – und den ihrer Lakaien in den Personalabteilungen – um Arbeit zu quantifizieren, zu messen und gleichzuschalten. Derweil lassen sich Stellenbewerber ausquetschen, im verzweifelten Bemühen darum, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, und schreiben ihre Lebensläufe (neu), um als Lieferanten quantifizierbarer Arbeitseinheiten zu erscheinen. Und hier genau hat die Sache einen Haken. Denn der Tag, an dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Arbeit gänzlich kommodifiziert haben, wird der Kapitalismus untergehen.

Ohne diese Einsicht lässt sich nicht verstehen, warum der Kapitalismus immer wieder Krisen produziert. Allerdings erlangt nur derjenige diese Einsicht, der sich einem gewissen Maß an marxistischem Denken aussetzt.

Im aus dem Jahr 1953 stammenden Filmklassiker Invasion der Körperfresser (Die Dämonischen) erfolgt der Angriff der Außerirdischen, anders als in HG Wells’ Krieg der Welten, nicht frontal. Vielmehr werden die Menschen von innen überwältigt, bis von ihrem menschlichen Geist und ihren Gefühlen nichts mehr bleibt. Ihre Körper sind Hüllen, die einst einen freien Willen bargen, und jetzt nur noch arbeiten, die Bewegungen des Alltags»lebens« vollziehen und als menschliche Simulacra funktionieren, die von der nicht messbaren Essenz der menschlichen Natur »befreit« wurden. Etwas Derartiges geschähe, wenn sich die menschliche Arbeit ausschließlich auf das Humankapital reduzieren und damit perfekt den vulgärökonomischen Modellen anpassen ließe.

Jede nichtmarxistische Wirtschaftstheorie, die menschliche und nicht-menschliche Beiträge zur Produktion als austauschbar behandelt, gründet in der Annahme, dass sich die Dehumanisierung der Humanarbeit vollzogen hat. Mit der vollständigen Entmenschlichung der menschlichen Arbeit geht jedoch das Ende des Kapitalismus als System der Wertschöpfung und –verteilung einher. Zunächst ähnelt die Gesellschaft der entmenschten Automaten einer mechanischen Uhr voller Schrauben und Federn, die alle ihre Funktion haben, und gemeinsam ein »Gut« herstellen: Zeitnahme. Wenn es in der Gesellschaft jedoch nichts außer Automaten gibt, ist die Zeitnahme kein »Gut«. Sie ist zwar ein »Produkt«, aber warum sollte sie ein »Gut« sein? Ohne echte Menschen, die die Funktion der Uhr erleben, kann es weder »gut«
noch »schlecht« geben.

Sollte es dem Kapital je gelingen, Arbeit zu quantifizieren und in der Folge vollständig zu kommodifizieren, wie dies ja ständig versucht wird, wird es auch diese unbestimmte, widerspenstige menschliche Freiheit aus der Arbeit herauspressen, die Wertschöpfung erst möglich macht. Marx’ brillante Einsicht in das Wesen kapitalistischer Krisen bestand genau darin: Je erfolgreicher der Kapitalismus bei der Kommodifizierung der Arbeit, desto geringer der Wert der produzierten Einheiten, desto geringer auch die Profitrate und schließlich desto näher die nächste Rezession des Wirtschaftssystems. Die Darstellung der menschlichen Freiheit als ökonomischer Kategorie findet sich einzig bei Marx. Sie erlaubt eine spezifisch dramatische und analytisch kluge Interpretation der Neigung des Kapitalismus, die Rezession, und selbst die Depression, den Klauen des Wachstums zu entreißen.

Als Marx schrieb, dass Arbeit das lebendige, formgebende Feuer sei, die Vergänglichkeit der Dinge, ihre Zeitlichkeit, leistete er den größten Beitrag, durch den je ein Ökonom uns den inhärenten Widerspruch in der DNA des Kapitalismus verstehen half. Als er das Kapital als Macht, der wir uns unterwerfen müssen, beschrieb, die »eine kosmopolitische, allgemeine, jede Schranke, jedes Band umwerfende Energie entwickelt, um sich als die einzige Politik, Allgemeinheit, Schranke und Band an die Stelle zu setzen«, betonte er die Realität, in der sich Arbeit mit liquidem Kapital (d.h. für Geld) in ihrer Warenform kaufen lässt, jedoch immer den dem Käufer gegenüber feindlich gesinnten Willen in sich trägt. Dies ist jedoch nicht nur eine psychologische, philosophische oder politische Aussage. Marx lieferte damit vielmehr eine bemerkenswerte Analyse der Gründe, warum Arbeit (als nicht quantifizierbares Handeln) in dem Moment, in dem sie sich dieser Feindseligkeit entledigt, steril wird und keinen Wert mehr generieren kann.

In einer Zeit, in der die Neoliberalen die Mehrheit in ihren theoretischen Tentakeln halten und unablässig die Ideologie von der höheren Arbeitsproduktivität wiederkäuen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern und damit Wachstum schaffen soll, ist die marxistische Analyse ein wirksames Gegenmittel. Das Kapital kann den Kampf, Arbeit zu einem unbegrenzt dehnbaren, mechanisierten Beitrag zu machen, ohne sich dabei selbst zu zerstören, niemals gewinnen. Das werden weder die Neoliberalen noch die Keynesianer je begreifen. »Wenn die ganze Klasse der Lohnarbeiter durch die Maschinerie vernichtet würde«, schrieb Marx, »wie schrecklich für das Kapital, das ohne Lohnarbeit aufhört, Kapital zu sein.«

Was hat Marx für uns getan?

Nahezu alle Denkschulen, einschließlich der einiger progressiver Ökonomen, behaupten zwar, dass Marx bedeutend war, jedoch hätten, so sagen sie gern, seine Lehren heute nur noch wenig Relevanz. Ich kann dem nicht zustimmen. Marx formulierte nicht nur das grundlegende Drama der kapitalistischen Dynamik, sondern machte mich auch gegen die giftige Propaganda des Neoliberalismus immun. Viele übernehmen beispielsweise die Idee, der Staat würde sich quasi illegitim privat produzierten Reichtum durch die Besteuerung aneignen. Anders die, denen Marx’ prägnante Argumentation bekannt ist, die genau das Gegenteil besagt: Es ist der kollektiv geschaffene Reichtum, auf den die private Aneignung durch die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen und Eigentumsrechte folgt, die sich, im Interesse ihrer eigenen Reproduktion, nahezu exklusiv auf ein falsches Bewusstsein stützt.

In seinem jüngsten Buch »Never Let a Serious Crisis Go to Waste« beschreibt der Wirtschaftshistoriker Philip Mirowski den Erfolg der Neoliberalen, die mit der Idee überzeugen konnten, dass Märkte nicht nur ein nützliches Mittel, sondern ein Selbstzweck sind. Während kollektives Handeln und öffentliche Institutionen es »nie hinbekommen«, garantieren uneingeschränkt operierende, dezentrale private Interessen nicht nur die richtigen Ergebnisse, sondern auch die richtigen Wünsche, den richtigen Charakter und sogar die richtige Moral. Das beste Beispiel für diesen krassen Neoliberalismus ist die Debatte über den Klimawandel. Wenn überhaupt etwas unternommen werden müsse, so die Neoliberalen, dann sollte eine Art Markt für das »Schlechte« geschaffen werden (d.h. ein Emissionshandelssystem), da nur die Märkte das »Gut(e)« und »Schlechte« mit dem richtigen Preis versehen. Um zu verstehen, warum eine solche marktähnliche Lösung scheitern muss, und vor allem, welche Motive hinter solchen »Lösungen« stecken, gibt es Schlimmeres als die Auseinandersetzung mit der Logik der Kapitalakkumulation, die Marx skizzierte und die der polnische Wirtschaftswissenschaftler Michal Kalecki für eine von vernetzten Oligopolen beherrschte Welt adaptierte.

Im 20. Jahrhundert gab es mit den kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien zwei politische Bewegungen, die ihre Wurzeln im marxistischen Denken fanden. Neben den anderen Fehlern, die sie machten, (und auch den Verbrechen, die sie begingen), versäumten sie jedoch, zum eigenen Nachteil, Marx in einer wichtigen Hinsicht zu folgen: Statt Freiheit und Rationalität als Parolen und Konzepte für ihre Organisationen zu übernehmen, wählten sie Gleichheit und Gerechtigkeit, und überließen die Idee der Freiheit damit den Neoliberalen. Marx war hier unnachgiebig: Das Problem mit dem Kapitalismus sei nicht, dass er ungerecht, sondern dass er irrational ist, da er gewöhnlich ganze Generationen zu Elend und Arbeitslosigkeit verdammt und selbst Kapitalisten zu ängstlichen Automaten macht, die ständig um ihren kapitalistischen Status fürchten, wenn sie ihre Mitmenschen nicht vollkommen kommodifizieren, damit sie wirksamer der Kapitalakkumulation dienen. Wenn der Kapitalismus ungerecht erscheint, dann weil er alle versklavt und menschliche und natürliche Ressourcen vergeudet. Die Produktionsanlage, die bemerkenswerte technische Geräte und unsagbaren Reichtum hervorbringt, ist die gleiche, die tiefes Unglück und Krisen verursacht.

Da die Sozialdemokratie und die Linke insgesamt versäumten, die Kritik am Kapitalismus mit den von Marx für essenziell gehaltenen Begriffen Freiheit und Rationalität zu formulieren, konnten sich die Neoliberalen den Mantel der Freiheit überwerfen, den Begriff selbst usurpieren und im Kampf der Ideologien spektakuläre Triumphe feiern.

Der bedeutendste Aspekt des neoliberalen Triumphs ist vermutlich das, was heute »Demokratiedefizit« genannt wird. Jede Menge Krokodilstränen flossen in den vergangenen drei Jahrzehnten der Finanzialisierung und Globalisierung angesichts des Niedergangs unserer großartigen Demokratien. Marx hätte laut über diejenigen gelacht, die sich vom »Demokratiedefizit« überrascht oder darüber empört zeigen. Welches große Ziel verfolgte denn der Liberalismus des 19. Jahrhunderts? Es war, wie Marx nie müde wurde zu betonen, die Trennung von Ökonomie und Politik, und der Verweis des politischen Handelns in die Sphäre der Letztgenannten, während die Wirtschaft dem Kapital überlassen blieb. Heute sind wir Zeugen des grandiosen Erfolgs des Liberalismus, der sein lang gehegtes Ziel erreicht hat. Nehmen wir Südafrika über zwanzig Jahre nach der Freilassung Nelson Mandelas und dem Moment, in dem endlich die ganze Bevölkerung des Landes politisch partizipieren konnte.

Das Dilemma des ANC bestand darin, dass er, um die Politik bestimmen zu können, die wirtschaftliche Macht aufgeben musste. Wer das anders sieht, sollte mit den Dutzenden von Minenarbeitern sprechen, die von den bewaffneten Wachen niedergeschossen wurden, die die Arbeitgeber auf ihre Beschäftigten hetzten, nachdem diese gewagt hatten, eine Lohnerhöhung zu fordern.

Warum erratisch?

Nachdem ich erläutert habe, warum ich mein Verständnis von unserer sozialen Welt weitgehend Marx verdanke, möchte ich nun ausführen, warum ich ihm gram bin. Mit anderen Worten, ich werde beschreiben, warum ich ein bewusst erratischer und inkonsistenter Marxist bin. Marx machte zwei spektakuläre Fehler: einen durch Unterlassung und einen durch bewusstes Handeln. Noch heute beschränken diese Fehler die Effektivität der Linken, vor allem in Europa.

Marx’ erster Fehler – die Unterlassung – besteht darin, dass er die Konsequenzen seiner eigenen theoretischen Auseinandersetzung für die Welt, mit der er sich theoretisch auseinandersetzte, nicht ausreichend durchdacht hat. Seine Theorie ist diskursiv außergewöhnlich wirkmächtig, und Marx war sich dessen durchaus bewusst. Allerdings war ihm offenbar gleichgültig, dass seine Schüler, Menschen die seine grundlegenden Ideen besser verstanden, als der durchschnittliche Arbeiter, die ihnen durch diese Ideen verliehene Macht nutzen könnten, um Genossen zu missbrauchen, ihre eigene Machtposition
auszubauen oder in einflussreiche Positionen zu gelangen.

Marx zweiter Fehler, den ich bewusstem Handeln zuschreibe, ist gravierender. Er besteht in seiner Annahme, dass sich die Wahrheit über den Kapitalismus in mathematischen Modellen finden ließe. Dies war der schlechteste Dienst, den er seinem theoretischen System erweisen konnte. Der Mann, der uns die Freiheit des Menschen als ökonomisches Konzept erster Ordnung gab, der Gelehrte, der die radikale Unbestimmtheit auf ihren angemessenen Platz in der politischen Ökonomie hob, spielte am Ende mit simplistischen algebraischen Modellen, die – natürlich – Arbeitseinheiten quantifizierten, entgegen jeder Hoffnung hoffend, dass sich aus diesen Gleichungen weitere Einsichten über den Kapitalismus gewinnen ließen. Nach seinem Tod vergeudeten marxistische Ökonomen viele Jahre ihrer Karriere mit ähnlich scholastischen Mechanismen. Vollkommen aufgehend in irrelevanten Debatten über das »Transformationsproblem« und die Frage, was angesichts dessen zu tun sei, wurden sie schließlich zu einer fast ausgestorbenen Spezies, während der neoliberale Moloch jeden Widerspruch auf seinem Weg
niederwalzte.

Wie konnte Marx sich so täuschen? Warum erkannte er nicht, dass die Wahrheit über den Kapitalismus niemals aus einem mathematischen Modell abgeleitet werden kann, gleichgültig wie brillant der Entwickler des Modells ist? Verfügte er denn nicht über die intellektuellen Werkzeuge, um zu realisieren, dass die Dynamik des Kapitalismus vom nicht-quantifizierbaren Teil menschlicher Arbeit angetrieben wird, das heißt von einer Variablen, die sich niemals mathematisch definieren lässt? Natürlich verfügte er über sie. Er hatte sie doch selbst geschmiedet. Nein, der Grund für seinen Irrtum ist eher düster: Ebenso wie die Vulgärökonomen, die er so wunderbar ermahnte (und die nach wie vor die Mehrheit in den Wirtschaftsfakultäten stellen), begehrte er die Macht, die ihm der mathematische »Beweis« verlieh.

Ich möchte behaupten, dass Marx wusste, was er tat. Er wusste oder konnte jedenfalls wissen, dass eine umfassende Werttheorie sich nicht in einem mathematischen Modell von einer dynamischen kapitalistischen Ökonomie fassen lässt. Es war ihm zweifellos bewusst, dass eine richtige Wirtschaftstheorie beachten muss, dass die Regeln des Unbestimmten selbst unbestimmt sind. In
ökonomischen Begriffen formuliert ist das die Erkenntnis, dass die Macht des Marktes, und damit die Profitabilität des Kapitals, nicht notwendigerweise auf die Kapazität, die Arbeitskraft der Arbeiter zu nutzen, reduziert werden kann, und dass aus Gründen jenseits der marxistischen Theorie manche Kapitalisten einen gegebenen Pool von Arbeitskräften oder eine bestimmte Gruppe von Konsumenten stärker nutzen können als andere.

Dies anzuerkennen impliziert jedoch die Akzeptanz der Tatsache, dass die eigenen (Marx’schen) »Gesetze« nicht unverrückbar sind. Marx hätte gegenüber den konkurrierenden Stimmen in der Gewerkschaftsbewegung konzedieren müssen, dass seine Theorie unbestimmt ist und daher seine Erklärungen nicht einzig und eindeutig korrekt sein könnten. Dass sie dauerhaft provisorisch sind. Die Bestimmtheit, mit der er behauptete, die ganze, abgeschlossene Geschichte, das endgültige Modell oder das letzte Wort zu haben, kann ich Marx nicht verzeihen. Sie erwies sich schließlich als Grund für zahlreiche Irrtümer und vor allem für den Autoritarismus. Fehler und Autoritarismus, die in hohem Maß die Ursache für die aktuelle Ohnmacht der Linken als Kraft des Guten und als Gegengewicht gegen den Missbrauch von Vernunft und die Freiheit sind, die heute von der neoliberalen Crew kontrolliert wird.

Margaret Thatchers Lektion

Im September 1978, sechs Monate bevor Margaret Thatchers Wahlsieg Großbritannien nachhaltig veränderte, ging ich zum Studium nach England. Als Zeuge der Erosion der Labour-Regierung, die unter dem Gewicht ihres morbiden sozialdemokratischen Programms zerfiel, machte ich einen kapitalen Fehler: Ich dachte, dass Thatchers Sieg eine gute Sache wäre, denn sie würde der Arbeiterklasse und der Mittelschicht im Land den massiven Schock versetzen, den es bräuchte, damit eine Rückkehr zu progressiver Politik erfolgen könnte. Ich dachte, die Linke bekäme ihre Chance, eine frische und radikale Agenda für einen neuen Typ effektiver und fortschrittlicher Politik zu entwickeln.

Noch als unter Thatchers neoliberaler Politik die Zahl der Erwerbslosen um das Doppelte und dann Dreifache stieg, glaubte ich an Lenins Diktum dass »es schlechter werden muss, bevor es besser wird«. Während das Leben härter, brutaler und für viele kürzer wurde, realisierte ich jedoch, dass ich mich dramatisch geirrt hatte: Die Lage könnte sich endlos weiter verschlechtern, ohne dass es jemals besser würde. Die Hoffnung, dass schlechtere Versorgung mit öffentlichen Gütern, sinkende Lebensstandards der Mehrheit und immer mehr Armut und Elend überall im Land automatisch zu einer Renaissance der
Linken führen würden, war tatsächlich nur eine Hoffnung.

Die Realität stellte sich schmerzvoll anders dar. Mit jedem Drehen an der Schraube der Rezession betrieb die Linke mehr Nabelschau und erwies sich als zunehmend weniger in der Lage, eine überzeugende, fortschrittliche Agenda anzubieten. Derweil spaltete sich die Arbeiterklasse in diejenigen, die aus der Gesellschaft herausfielen, und jene, die der neoliberale Geist kooptierte. Meine Hoffnung, dass Thatcher unbeabsichtigt eine neue politische Revolution auslösen würde, war schlichtweg vergebens. Die Folgen des Thatcherismus waren vielmehr: extreme Finanzialisierung, der Sieg der Shopping Mall über den Tante-Emma-Laden, die Fetischisierung des Wohnens und Tony Blair.

Statt die britische Gesellschaft zu radikalisieren vernichtete die Rezession, die die Thatcher-Regierung so sorgsam als Teil ihres Klassenkampfes gegen die organisierte Arbeiterbewegung und die in der Nachkriegszeit gegründeten öffentlichen Institutionen der Sozialversicherung und Umverteilung gestaltete, dauerhaft eben diese Möglichkeit einer radikalen, progressiven Politik in Großbritannien. Am Ende machte sie sogar die Idee zunichte, dass es Werte gäbe, die über den »adäquaten« Marktpreis hinausgehen.

Thatchers Lektion für mich war, dass eine anhaltende Rezession progressive Politik unterminieren kann, und auf diese Lektion beziehe ich mich heute noch angesichts der Krise in Europa. Sie ist, in der Tat, die wichtigste Determinante meiner Position in Bezug auf die Krise. Sie ist der Grund, warum ich die Sünde, die mir einige meiner linken Kritiker vorwerfen, gerne zugebe: die Sünde, mich dafür entschieden zu haben, keine radikalen politischen Programme vorzuschlagen, die die Krise als Chance sehen, den Kapitalismus in Europa zu überwinden, die schreckliche Eurozone aufzulösen und die Europäische Union der Kartelle und bankrotten Banker zu unterminieren.

Gewiss, ich sähe eine derart radikale Agenda gern. Doch ich bin nicht bereit, zweimal denselben Fehler zu machen. Was erreichten wir denn Gutes Anfang der 1980er Jahre in England, als wir eine Agenda des sozialistischen Wandels forderten, über die die britische Gesellschaft spottete, während sie Hals über Kopf in Thatchers neoliberale Falle tappte? Nichts. Was würde es denn heute nützen, die Auflösung der Eurozone und der EU selbst zu fordern, wenn der europäische Kapitalismus alles tut, um die Eurozone, die EU und sich selbst zu untergraben?

Ein Austritt Griechenlands, Portugals oder Italiens aus der Eurozone würde bald zu einer Fragmentierung des europäischen Kapitalismus führen. Es käme zu massiven Überschüssen in einer rezessiven Wirtschaft in der Region östlich des Rheins und nördlich der Alpen, während eine böse Stagflation die übrigen europäischen Länder im Griff hätte. Wem würde das mehr nützen? Der progressiven Linken, die sich wie Phoenix aus der Asche der öffentlichen Institutionen Europas erheben würde? Oder den Nazis der Goldenen Morgenröte, neofaschistischen Gruppen, den Xenophoben und den Schmarotzern? Ich weiß,
welche der beiden Seiten vom Auseinanderfallen der Eurozone am meisten profitiert, und ich bin nicht bereit, dieser postmodernen Version der 1930er Jahre noch Wind in die Segel zu blasen. Wenn das bedeutet, dass wir, die angemessen erratischen Marxisten, den Kapitalismus in Europa vor sich selbst schützen müssen, dann sei es so. Nicht aus Liebe zum europäischen Kapitalismus, der Eurozone, Brüssel oder der EZB, sondern schlicht weil wir den Preis, den die Menschen in dieser Krise zahlen müssen, so gering wie möglich halten wollen.

Was sollten Marxisten tun?

Die Eliten Europas agieren heute so, als verstünden sie weder das Wesen der Krise, die sie selbst betreiben, noch deren Folgen für die Zukunft der europäischen Zivilisation. Atavistisch plündern sie die dezimierten Rücklagen der Schwachen und Verarmten, um die riesigen Löcher des Finanzsektors zu stopfen, und weigern sich dabei, die mangelnde Nachhaltigkeit dieses Ansatzes zur Kenntnis zu nehmen.

Die Linke muss aber, angesichts der Verweigerungshaltung und Irrungen der europäischen Eliten, zugeben, dass sie einfach noch nicht in der Lage ist, mit einem funktionierenden sozialistischen System die Kluft zu überbrücken, die der Zusammenbruch des Kapitalismus in Europa reißen würde. Unsere Aufgabe ist daher eine zweifache. Erstens müssen wir eine Analyse des Status Quo erstellen, deren Sinn die nicht-marxistischen, wohlmeinenden, doch den Sirenengesängen des Neoliberalismus folgenden Europäer nachvollziehen können. Und zweitens müssen wir nach dieser umfassenden Analyse Vorschläge
zur Stabilisierung Europas machen, um die Talfahrt zu stoppen, die letztlich nur die Fanatiker stärkt.

Ich möchte mit zwei Bekenntnissen enden. Zwar verteidige ich das Bemühen um eine bescheidene Agenda zur Stabilisierung eines auch von mir kritisierten Systems als originär radikal, doch will ich keineswegs so tun, als sei ich von dieser Lösung begeistert. Wir müssen unter den gegebenen Umständen so handeln, doch macht es mich traurig, dass ich die Verabschiedung einer radikaleren Agenda vermutlich nicht mehr erleben werde.

Zum Anderen gestehe ich, und das ist sehr persönlich, dass ich meine Trauer darüber, dass ich die Ablösung des Kapitalismus wohl nicht mehr erleben werde, manchmal durch das Gefühl lindere, besseren Kreisen heute genehmer zu sein als früher. Hier und da stellt sich bei mir eine gewisse Selbstzufriedenheit darüber ein, dass die Großen und Mächtigen mich feiern, und dieses Gefühl ist alles andere als radikal; es ist hässlich, korrupt und ätzend.

Den Tiefpunkt erreichte ich an einem Flughafen. Eine solvente Institution hatte mich eingeladen, als Hauptredner ihrer Veranstaltung über die europäische Krise zu sprechen und finanzierte mir ein First-Class-Ticket. Auf dem Rückweg, müde und nach mehreren Flügen, ging ich an der langen Schlange von Economy-Passagieren vorbei zum Gate. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie schnell ich verinnerlicht hatte, dass ich am gemeinen Volk vorbeiziehen durfte. Ich realisierte, wie bereitwillig ich vergaß, was ich
als Linker immer gewusst hatte: dass sich nichts so erfolgreich reproduziert wie ein falsches Gefühl von Berechtigung. Die Bildung von Allianzen mit reaktionären Kräften, die ich zur Stabilisierung Europas heute für notwendig halte, birgt die Gefahr, kooptiert zu werden und die eigene Radikalität aufzugeben, weil es glanzvoll erscheint, in den Korridoren der Macht »angekommen« zu sein.

Ein radikales Bekenntnis wie das, das ich hier versucht habe, ist vielleicht das einzige programmatische Gegengift zum ideologischen Ausrutscher, der uns zu Rädchen im Getriebe zu machen droht. Wenn wir Bündnisse mit unseren politischen Gegnern schließen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht wie die Sozialisten werden, die die Welt zwar nicht verändert haben, doch ihre private Lage erfolgreich verbesserten. Es gilt also, den revolutionären Maximalismus zu vermeiden, der letztlich nur den Neoliberalen hilft, jede Opposition gegen ihre sinnlose Politik zu umschiffen, und die inhärenten Fehler des Kapitalismus nicht aus den Augen zu verlieren, während wir gleichzeitig versuchen, ihn aus strategischen Gründen vor sich selbst zu retten.