Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 12.07.2015
Wir sehen uns dann im Knast! Was sich schon im Mittelalter bewährt hat ....
Was sich schon im Mittelalter bewährt hat, kann doch auch heute nicht so schlecht sein.
Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
SOLLTE man Menschen kurzerhand einsperren, bis die endlich mal die Wahrheit sagen? Man sollte nicht nur, man muss das tun – das meint zumindest der Landtagsabgeordnete Alexander Krauß aus dem wunderschönen Erzgebirge.
Der stramme CDU-Politiker (neuer Spitzname „Schwarzer Schließer“) fordert jetzt konsequente Beugehaft für alle Asylbewerber ohne Ausweispapiere, die aus Angst vor einer Abschiebung nicht mit ihrem Namen und der Heimatanschrift herausrücken.
Krauß bekam für seine Kerker-Idee viel Beifall, auch aus den eigenen Reihen. Knast bis zum Umfallen, da freut sich jeder gute Christdemokrat und verweist stolz auf unser Landesmotto: „So geht sächsisch!“ Immerhin hat jeder ausländische Flüchtling das Recht zu erfahren, wohin es ihn verschlagen hat. Wenn ihm die Gefängnisküche ständig Kaffee und Eierschecke serviert, weiß er es.
HERR Krauß, ich danke Ihnen ebenfalls für diese brillante Idee und schlage vor, die noch für andere Probleme zu nutzen. Was halten Sie davon, auch Politiker einzusperren, bis die den Bürgern mal die Wahrheit sagen?
Zum Beispiel: Warum fahren viele Parlamentarier so große Autos, während sie vom Sparen reden? Warum werden die Sachsen ständig weniger, aber die Zahl der Abgeordneten nimmt nicht ab? Warum funktioniert die tolle Sache mit der regelmäßigen Gehaltserhöhung nur im Dresdner Parlament und nicht bei uns im Büro oder im Betrieb? Und warum dürfen Abgeordnete mit 63 abschlagsfrei in Rente und wir erst Jahre später?
Politiker, die hier nicht gleich mit der Wahrheit rausrücken wollen, fragen am besten ihren Zellenkumpel, den eingebuchteten Asylbewerber. Der weiß sicher, wie lange es noch dauert, bis es einem im Knast zu langweilig wird. Und dann können beide gemeinsam gestehen.