Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.07.2015

CDU und Firmenchefs fürchten Sachsens Rückfall

 
Unternehmerverbände und die größte Partei schließen einen Pakt: Sie suchen Wege für neues Wachstum gemeinsam.

Dresden. Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedergründung des Freistaates Sachsen holt die Wirtschaft nicht mehr zum Bundesniveau auf. Der Abstand droht wieder größer zu werden, heißt es in einem gemeinsamen Papier der sächsischen CDU, der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW) und des Branchenverbandes Sachsenmetall: Ohne grundlegende Verbesserung struktureller Defizite „werden wir im internationalen Wettbewerb auf mittlere Sicht nicht bestehen können und, statt aufzuholen, wieder zurückfallen“.

In dem Papier wird ein Dialog von Politik und Wirtschaft vereinbart, um Bedingungen für eine verbesserte Wertschöpfung zu schaffen. VSW-Präsident Bodo Finger sagte, Sachsen habe das Potenzial, den Abstand zum Bundesniveau zu verringern. Diese Chance liege in der sehr guten mittelständischen Unternehmensbasis. „Hier müssen wir ansetzen und für mehr Wertschöpfung sorgen.“ Zwar gibt es in Sachsen eine deutlich größere Unternehmensdichte. Betriebsgröße und Produktivität des industriellen Mittelstandes liegen aber ein Drittel unter dem deutschen Durchschnitt.

Die im Freistaat gezahlten Löhne und Gehälter erreichen demnach brutto 72 Prozent des Bundesniveaus. Und im Bundesdurchschnitt verfügen Industrieunternehmen über eine dreimal so hohe Eigenkapitalausstattung, was zur Folge hat, dass die von sächsischen Firmen finanzierten Forschungsaufwendungen nur einem Drittel des bundesweiten Budgets entsprechen.

Um den Anschluss zu schaffen, vereinbarten die Dialogpartner einen ersten Fünf-Punkte-Katalog. Es geht um eine verbesserte Kooperation sächsischer Forschungseinrichtungen mit Unternehmen, um technologie- und branchenoffene Förderung, die Unterstützung der Firmen im digitalen Wandel – Stichwort: Industrie 4.0 – sowie den beschleunigten Breitband- und Straßenausbau. Weitere Themen sollen folgen.

Der Freistaat bekenne sich zu seiner Industrie, betonte Sachsens CDU-Chef und Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Jedoch werde bei neuen industriellen Technologien zu oft über Verbote und Gefahren, statt über Freiheiten und Chancen geredet. Sachsenmetall-Präsident Jörg Brückner sagte, die Re-Industrialisierung bleibe der Motor für wirtschaftliche Dynamik – vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, dem größten Industriezweig. (dpa)