Karl Nolle, MdL
DNN, 22.08.2000
"Abgeblitzt"
MDR-Aktion gegen Abzocke am Straßenrand
DRESDEN. Die MDR-Aktion gegen stationäre Blitzer am Straßenrand zieht immer weitere Kreise. Der Sender "Jump" fordert seit vergangener Woche seine Hörer auf, alle "Starenkästen" zu fotografieren, um sie im Internet (www.jumpradio.de) zu veröffentlichen.
Das sächsische Wirtschaftsministerium begrüßte gestern auf Anfrage die Initiative. Es gebe einige stationäre Blitzer, die den Kommunen vor allem zur Abzockerei dienten. Die Anlagen kosteten etwa 80 000 Mark und sollten sich möglichst nach einem Jahr amortisieren, erklärte Ministeriumssprecher Burkhard Zscheischler. Stattdessen sollten die Blitzer an Gefahrenpunkten aufgestellt werden, wo es wirklich zu schweren Unfällen mit Personen- und hohen Sachschäden komme. "Da würde es sich wirklich lohnen. Aber es rechnet sich eben nicht, weil die meisten Autofahrer an gefährlichen Punkten ohnehin langsam fahren." Das Ministerium appelliert an die Straßenverkehrsbehörden, die Starenkästen an solchen Ecken aufzubauen.
Auch die SPD-Landtagsfraktion hat sich hinter die "Jump"-Aktion gestellt. Der wirtschaftspolitische Sprecher Karl Nolle sagte, die Behörden müssten endlich das Image des Abzockens ablegen: "Was wollen wir denn eigentlich? Dass Touristen in sächsischen Geschäften ihr Geld ausgeben oder dass sie in eine Blitzfalle tappen und Ordnungsgelder berappen müssen?" Die Kommunen sollten Hinweisschilder vor stationären Blitzern aufstellen, forderte Nolle. Es gehe darum, den Verkehr zu beruhigen.
Das Innenministerium sieht die Aktion gelassen: "Sicher ist jede Idee willkommen, die dazu beiträgt, Unfälle zu verhindern. Notorische Raser werden sich aber von der Aktion nicht all zu stark beeindrucken lassen", so Sprecher Thomas Uslaub.
"Jump" plant eine Karte mit allen Starenkästen im Sendegebiet sowie Fotos aller Anlagen. Gestern standen die ersten zehn Fotos im Internet. Programmchef Michael Schiewack hatte erklärt, die Aktion "Abgeblitzt" solle dazu beitragen, dass an gefährlichen Stellen langsam gefahren wird, um Unfälle zu vermeiden.
(von Sven Heitkamp)