Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 09.06.2001
Prominenz beim OB-Wahlkampf
Dresden gehört nicht der CDU
DRESDEN. Schwungvoll reißt Ingolf Roßberg die Tür seines Skodas auf. Es ist 16.11 Uhr. Die Chefin des Vereins „OB für Dresden", Christiane Filius-Jehne, drückt Roßbergs Hand: „Es ist schon allerhand los", erzählt sie gut gelaunt. Von Aufregung keine Spur - dabei ist es der letzte große Auftritt vor dem Wahltag.
Ingolf Roßberg lässt seinen Blick über die Schloßstraße schweifen: PDS, SPD, Grüne und ödp haben Stände aufgebaut. Auf der Bühne am Schloss spielt das „Thomas-Stelzer-Trio" und „Jazz-Acuda". Rund 50 Dresdner warten bereits. Hektisch geht es zu. Alle wollen etwas: Fotografen, MDR, ZDF „Man gewöhnt sich daran", schmunzelt er.
16.32 Uhr. Christine Ostrowski (PDS) schaut vorbei: „Die CDU in Dresden hat genauso abgewirtschaftet wie in Berlin." Und: „Roßberg ist der Mann für Dresden. Der wurde sogar als Amtsleiter nach Wuppertal geholt, Wagner hätte man nie gefragt!" Später schenkt sie Roßberg einen Besen („Neue Besenkehren gut") und einen Taschenrechner „für den Kassensturz".
An einem Biertresen steht Werner Becker, Roßbergs Manager, er feilt an Roßbergs Rede. Der liest sie sich durch, auf die Bühne geht er aber ohne Zettel.
Es wird ernst. 18.02 Uhr. Ingolf Roßberg betritt die Bühne, schaut in rund 1500 Gesichter - darunter Polit-Promis wie Greta Wehner (SPD), Karl Nolle (SPD), Rainer Ortleb (FDP), Antje Hermelin (Grüne). Er redet frei, verspricht, sein Parteibuch in die Schublade zu stecken. „Es geht um Dresden, nicht um Parteipolitik." Sachthemen bestimmen seine Rede, keine Polemik. Noch einmal verspricht Roßberg: „Die Waldschlößchenbrücke wird 2001 gebaut und auch die Königsbrücker Straße:" Und: „Die Schulen müssen saniert, die Kassen der Stadt in Ordnung gebracht werden. Wagner hat abgewirtschaftet."
Redner der unterstützenden Parteien reichen sich das Mikrofon: Sie alle bleiben sachlich. Keine Frontalangriffe auf Wagner und dessen CDU.
Schließlich betritt der „General" die Bühne: Franz Müntefering (SPD): ,,Dresden gehört nicht der CDU! Roßberg ist ein Dresdner Junge und er kann's." Roßberg sei dialogfähig und könne die Landeshauptstadt aus der Biedenkopf-Hörigkeit herausführen: „Geben Sie Dresden das, was es braucht: Roßberg!"