Karl Nolle, MdL
DNN, 11.06.2001
Roßberg vor Wagner - Neuwahl am 24. Juni
Wahlbeteiligung in Sachsen unter 50 Prozent/ Viele Neuwahlen nötig
Dresden (Eig. Ber./abi). Überraschendes Ergebnis bei der Oberbürgermeister-Wahl in Dresden: Ingolf Roßberg (FDP) verfehlte mit 47,04 Prozent nur knapp die absolute Mehrheit für die Bürgerinitiative „OB für Dresden". Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) rutschte dagegen mit 42,8 Prozent auf Platz zwei. Damit müssen die Dresdner am 24. Juni noch einmal an die Wahlurnen.
Oberbürgermeister Wagner zeigte sich trotz der Niederlage gestern zwar schwer angeschlagen, aber kämpferisch. „Das ist es noch nicht gewesen. Ich werde meinerseits das eigene Lager jetzt stärker mobilisieren."
Roßberg, der von einem Parteienbündnis aus SPD, Grünen, PDS, FDP und ÖDP getragen wird, zeigte sich dagegen zuversichtlich, auch den zweiten Wahlgang für sich entscheiden zu können. „Mein Politikstil, die Bürger stärker mit einzubeziehen, wird honoriert."
Auch in Radebeul, Meißen, Zwickau und Hoyerswerda haben die Bürger am 24. Juni noch einmal die Wahl. Denn auch dort erreichte keiner der Kandidaten die notwendigen 50 Prozent. In Radebeul liegt der parteilose Bert Wendsche mit 39,1 Prozent vorne. OB Volkmar Kunze (FDP) erzielte 36,6 Prozent. CDU-Kandidat Winfried Lehmann erhielt 24,3 Prozent. Auch das OB-Duell in Meißen ist noch unentschieden. Amtsinhaber Thomas Pohlack konnte sich zwar mit 30,4 Prozent behaupten. CDU-Kandidat Uwe Wildenauer liegt aber mit 34 Prozent vorne.
Mitschuld an der Niederlage in Dresden wird bei der CDU auch Ministerpräsident Kurt Biedenkopf zugewiesen. „Biedenkopf könnte eine Komponente des schlechten Ergebnisses sein", sagte der Dresdner CDU-Kreischef Dieter Reinfried gestern. Als Biedenkopf bei einer der letzten Wahlkampf-Veranstaltungen Herausforderer Roßberg als „Schrott aus Wuppertal" bezeichnete, habe er „in der Wortwahl sehr weit aus dem üblichen Rahmen herausgelehnt", kritisierte Reinfried.
Die Wahlbeteiligung lag in Sachsen deutlich unter 50 Prozent. An der ersten Direktwahl der Amtsträger 1994 hatten sich 70 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Damals stellten sich am selben Termin allerdings auch die Kandidaten für das Europa- und die Gemeindeparlamente zur Wahl.
(abi)