Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 13.06.2001
Berghofer tritt nun doch zur OB-Wahl an
Spekulationen um die Motive seiner Kandidatur
DRESDEN. In die Dresdner Oberbürgermeister-Wahl kommt neue Bewegung: Der ehemalige SED-Amtsinhaber Wolfgang Berghofer will zum zweiten Wahlgang am 24. Juni nun doch antreten.
Das Rennen um den Chefsessel im Rathaus der Landeshauptstadt bleibt spannend. Der ehemalige SED-Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer kündigte gestern überraschend seine Kandidatur an. Ein von Berghofer persönlich unterschriebener Wahlvorschlag für die Anmeldung seiner Kandidatur sei der Wahlamtsleitung zugefaxt worden, sagte Stadt-Sprecher Ulrich Höver.
Im ersten Wahlgang am Sonntag hatte das FDP-Mitglied Ingolf Roßberg unerwartet klar vor Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) gelegen. Wagner kam auf 42,8 Prozent der Wählerstimmen, sein von einer Bürgerinitiative, der PDS und anderen Parteien unterstützte Herausforderer erhielt 47,04 Prozent. Da keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erzielte, ist ein zweiter Wahlgang notwendig.
Gegner des CDU-Kandidaten Wagner befürchten nun, dass Berg-hofer bei der Wahl am 24. Juni dem Favoriten Roßberg entscheidende Stimmen vor allem aus dem PDS- Lager kosten könnte. „Wenn Berg-hofer antritt, dann nur aus dem Mo-tiv, Wagner zum Sieg zu. verhelfen", sagte die Dresdner PS-Bundes-tagsabgeordnete Christine Ostrowski der SZ. „Das tut Bergho-fer deshalb, weil er gekauft worden ist von einer CDU, die ihn im Früh-sommer dieses Jahres noch als Stasi-Spitzel bezeichnet hat."
Der Dresdner CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz sagte der SZ, durch Berghofers Kandidatur stiegen „die Chancen, Roßberg abzuwehren. Dennoch müsse klar sein, dass „Berghofer als OB von Dresden nicht besser ist als Roßberg".
(SZ/ds/dpa)