Karl Nolle, MdL
MDR - Online, 13.06.2001
Berghofer kann beim zweiten Wahlgang antreten
240 Unterschriften mussten von Berghofer-Befürwortern im Rathaus abgegeben werden.
Nach langem Hin- und Her hat sich der letzte SED-Oberbürgermeister von Dresden, Berghofer, nun doch entschieden, für den zweiten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl am 24. Juni zu kandidieren. Er musste, wie jeder Eigenbewerber, 240 Unterschriften nachweisen. Noch am Mittag hatten erst 40 Bürger ihre Unterschrift geleistet. Doch die Pressestelle des Oberbürgermeisters bestätigte gegenüber MDR ONLINE, dass gegen 15 Uhr alle 240 erforderlichen Unterschriften vorlagen. Die Unterschriften mussten von Berghofer-Befürwortern im Rathaus abgegeben werden.
Oppositions-Kandidat Roßberg
Der Oppositionskandidat Roßberg sagte gegenüber MDR ONLINE, er äußere sich grundsätzlich nicht zu seinen Konkurrenten. Allerdings gehöre Berghofer für ihn zur Vergangenheit der Landeshauptstadt, ebenso, wie seit letztem Sonntag der amtierende Bürgermeister Wagner zur Vergangenheit gehöre. Er selber stehe dagegen für die Zukunft der Stadt. Roßberg gab sich trotz Berghofers Kandidatur siegessicher. Berghofer begründete seine Kandidatur im zweiten Wahlgang damit, dass er jetzt nicht mehr durch die PDS unterstützt werde. Nach der Pattsituation im ersten Wahlgang hätten ihn viele Dresdner gebeten, zu kandidieren, erklärte Berghofer.
Beier gibt auf und unterstützt Roßberg
Die parteilose Kandidatin Beier hat unterdessen aufgegeben. Sie sagte, nach 8,67 Prozent im ersten Wahlgang rechne sie sich keine Erfolgschancen mehr aus und unterstütze jetzt den FDP-Kandidaten Roßberg. Gegenüber MDR ONLINE begründete Frau Beier ihre Unterstützung außerdem mit inhaltlicher Nähe zu Roßberg. Ihr Konzept von einem Amt für Bürgerbeteiligung finde sie am ehesten in den Roßbergschen Vorstellungen. Die Kandidatur von Berghofer bezeichnete sie als "verwirrend und unglaubwürdig".
PDS spricht von unnötiger Kandidatur
Der Vorsitzende der PDS-Landtagsfraktion, Porsch, der noch vor einigen Wochen eine Unterstützung Berghofers durch die PDS gefordert hatte, sprach jetzt von einer auf Eitelkeit beruhenden Kandidatur. Berghofer habe die Chance verpasst, in einem seriösen Wahlkampf seine Vorstellungen von der Zukunft der Stadt zu vermitteln. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Jurk, sagte, der ehemalige SED-Oberbürgermeister habe es schon immer verstanden, mit den Mächtigen ins Geschäft zu kommen. Er fügte hinzu, Berghofer unterstütze damit eindeutig den amtierenden CDU-Oberbürgermeister Wagner. Es sei zu fragen, welche lukrativen Posten Berghofer von dem derzeit noch amtierenden Oberbürgermeister Wagner angeboten worden seien.
Die CDU in Dresden begrüßte Berghofers Kandidatur. Dadurch werde das bürgerliche Lager gestärkt, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Reinfried. Die Chancen für Wagner seien deutlich gestiegen, da Roßberg Stimmern an Berghofer verlieren werde, sagte Reinfried. Schon seit über einem Jahr wurde in Dresden immer wieder über eine mögliche Kandidatur Berghofers spekuliert.
13.06.2001 16:19